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Den Achtungserfolg eines arrivierten Klaviermeisters und die starke Talentprobe eines jungen Organisten, einen bedeutenden Liederabend und meisterliche Kammermusik aus zwei Jahrhunderten — all das konnte man in den letzten Konzerten links und rechts der Wien erleben.

Alexander Jenner gab im Musikverein einen Chopin-Abend in offensichtlich nicht bester nervlicher Verfassung. Der beliebte Wiener Künstler und Pädagoge wirkte stellenweise fahrig, setzte oft ein Übermaß an Temperament und Kraft (Scherzo h-Moll) und in seinem Streben, dem Sentiment zu entgehen (Scherzo cis- Moll), auch an Temposteigerungen ein (Scherzo E-Dur), die den Aufbau der Musik etwas störten. Untadelig tfrtė jmAiėf. t ar Jenifers diffhtomicrr- ter und stellenweise wunderbar gesanglicher Anschlag.

Martin Haselböck brachte auf der Orgel des Mozart-Saales ein anspruchsvolles Programm mit Werken von Bach, Reger, Schönberg und Alain. Besonders gut gelangen ihm die „Trois Danses“ des französischen Meisters und Bach: überraschend „jung“ und frisch das eine, mit innerer Ruhe und beeindruckender Virtuosität das andere. Außerdem schlug er sich noch wacker, indem er nach der Pause dem Publikum der „Jeunesses“ einen kleinen Vortrag über die Orgel hielt.

Wer in der Lage war, auch die „Philharmonischen Kammervirtuosen Wien" zu hören, konnte ein Werk genießen,- das Schönberg in seiner Serenade beeinflußt hat, nämlich Beethovens Septett op. 20, nur daß hier natürlich problemlose Schönheit ohne jede Doppelbödigkeit ausgespielt werden durfte; außerdem legte Erich Binder mit Schmiß und Können ein Geigensolo hin, das wirklich philharmonische Qualitäten aufwies. Und das Klarinettenquintett von Brahms machte das Glück dieses genußreichen Abends voll: Alles hat „gestimmt“ — die Musik hat richtig geatmet, hatte verinnerlichte Stimmung und ideal durchgebildetes dynamisches Leben.

Im Brahms-Saal gastierte ein junger Hans Hotter! Tatsächlich hatte man beim Rotterdamer Bassisten Robert Holl oft den Eindruck, man vernähme seinen berühmten Lehrer. Holl ließ heuer dm Jänner schon mit den „Kindertotenliedem“ aufhorchen, nun sang und lebte er Lieder der Romantik vor: Schubert, Pfitz- ner, Schumann, Tschaikowsky, aber auch Mussorgsky und Rachmaninow, wofür ihm allein schon wegen dieser unkonventionellen Wahl Dank gebührt. Man hörte ein kraft- voll-weiches Organ von bedeutender Tragfähigkeit (der 27jährige ist Mitglied der Bayrischen Staatsoper) und eine Intensität des Ausdrucks, wie sie selbst nicht alle in Wien geschätzten Größen des Liedgesanges aufweisen. Herr Holl sollte bald wieder kommen!

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