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Literatur

Peter Härtling †

Peter Härtling schrieb, wie er sprach, überlegt, bedächtig und klar - und umso klarer, je größer das Beben war, das er beschrieb. Der Autor nahm seine Leser sehr ernst, unabhängig von deren Alter, und ging auch für die jungen "sprachlich nicht in die Knie". Härtling wurde 1933 in Chemnitz geboren, die Familie musste nach Mähren übersiedeln, dann nach Österreich flüchten. 1945 starb der Vater in sowjetischer Kriegsgefangenschaft, die Mutter wurde von Soldaten vergewaltigt, der Sohn war Augenzeuge, sie nahm sich kurz darauf das Leben, hinterließ den Kinder eine Nachricht auf dem Küchentisch: "Geht zu Tante Käthe." Für den Beltz Verlag blätterte Härtling 2010 in den Bildern seiner Kindheit: "eine irre-wirre, manchmal traurige, manchmal köstliche Kindheit". Unter dem YouTube-Video kommentierte ein Schüler: "schön das ich über meinen schulnamenherr wissen kann!!!!" Peter Härtling war viel in Schulen unterwegs, er las, unterhielt sich mit den Kindern -und holte sich Inspiration. Die Vorlage für Anna, die Protagonistin aus "Ben liebt Anna", saß bei einer Lesung in einer Klasse in Berlin Kreuzberg, "wie ein steinernes Mal", ein Aussiedlerkind, das zu ihm sagte: "Ich versteh die alle nicht." Das Buch, in zig Sprachen übersetzt, ist längst ein Klassiker, wie "Oma" oder "Das war der Hirbel". Sie alle verbindet die besonders behutsame Härtling-Sprache. Die Sprache ist auch der kleinste Nenner von Härtlings Laufbahn: als Journalist im Feuilleton, als Herausgeber von Monat, als Verlagsleiter bei S. Fischer. Mit vier Kindern wagte er vierzigjährig den Sprung in die Unabhängigkeit. Künstlerbiografien, wie jene von Hölderlin, stellten die Weichen zur Schriftstellerkarriere, die Musik war ihm bedeutsam, zu Schuberts Winterreise schrieb er "Der Wanderer". Härtling wurde mehrfach augezeichnet. Die jüngsten Bilder der Flüchtlinge beschäftigten ihn sehr, vor allem die von den Kindern: "Sie werden davon träumen -ich weiß es". Am 10. Juli starb Peter Härtling.

Musik

Mozarteum: Rektor tritt Amt nicht an

Nach dem Rückzug von Mozarteum-Rektor Siegfried Mauser, der in Deutschland wegen sexueller Nötigung verurteilt worden war, ist die Wahl des Universitätsrates auf Dirigent Reiner Schuhenn gefallen. Doch der trat nun von seinem Wahlamt als designierter Rektor zurück. Möglicher Grund für seine Absage: Schuhenn konnte sein Wunschteam für das dreiköpfige Vizerektorat nicht aufstellen. Die Neubesetzung der Stelle zieht sich bereits über mehrere Monate.

Kultur

UNESCO Weltkulturerbe

Bei der Tagung des Welterbekomitees in Krakau wurde Wien auf die Rote Liste der gefährdeten Kulturgüter gesetzt. Die UNESCO stößt sich am geplanten Hochhausbau am Heumarkt-Areal. Die Aberkennung des Prädikats Weltkulturerbe droht 2018. In die Welterbeliste aufgenommen wurden die Höhlen der Eiszeitkunst auf der Schwäbischen Alb, die Fundstücke dort gehören zu den ältesten Zeugnissen für eine bewusste künstlerische Betätigung des Menschen. Auch die österreichischen Wälder gehören nun zum Weltnaturerbe. Die Liste des UNESCO-Welterbes umfasst weltweit 1052 Kultur- und Naturstätten. Die Staaten verpflichten sich, die Orte zu schützen und für künftige Generationen zu bewahren.

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