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Philippinische Großmütter

Stürmisch wie der Monsunregen in Brillante Mendozas Drama #Lola# ist anfangs das Verhältnis zwischen den Protagonistinnen Sepa und Puring # zwei philippinische Omas (#Lolas#), die in ihrem seelischen Leid eines verbindet: der gewaltsame Tod von Sepas Enkel. Während die eine versucht mit dem Verlust ihres Sprösslings fertig zu werden, ringt die andere mit dem Umstand Großmutter eines Mörders zu sein.

Nicht zuletzt der dokumentarische Handkamera-Stil, mit dem der asiatische Filmemacher die Gewitterstimmung des Sozialdramas einfängt, löst beim Zuseher Staunen und Betroffenheit aus: Stilistisch, weil Mendoza trotz seiner schnörkellosen Inszenierung authentische Einblicke in das soziale Gefüge der philippinischen Gesellschaft gibt; inhaltlich, weil trotz der brutalen Gewalttat deutlich wird, dass im ökonomischen Überlebenskampf kaum Platz für moralische Bedenken bleibt. Mendoza, der zu den Shootingstars des internationalen Autorenkinos zählt, gelingt einmal mehr das Kunststück, mit minimalen Mitteln maximale Wirkung zu erzielen. (Jürgen Belko)

Lola

F/Philippinen 2009. Regie: Brillante Mendoza. Mit Anita Linda, Rustica Carpio. Stadtkino. 110 Min.

Geklonte Mondarbeiter

Drei Jahre lang hat der Astronaut Sam Bell alleine auf einer isolierten Mondstation gearbeitet. Doch kurz vor Ende seines Vertrages erleidet er einen schweren Unfall. Erwacht aus der Bewusstlosigkeit, hat ein neuer Sam Bell seinen Platz eingenommen. In dem philosophischen Science-Fiction-Film #Moon# wird ein Mensch im wahrsten Sinne des Wortes mit sich selbst konfrontiert: Zwei Klone treffen aufeinander und langsam wird ihnen klar, dass all ihre Erinnerungen an die Erde, an Frau und Kind, nur künstliche Gedächtnisimplantate sind und sie nur billige Einweg-Arbeitskräfte, die alle drei Jahre durch eine neue Version ersetzt werden. Noch dazu ist das Killerkommando ihres Arbeitgebers auf dem Weg zur Station. Regisseur Duncan Jones zitiert in seinem brillanten Streifen Science-Fiction-Klassiker wie #2001 # Odyssee im Weltraum# oder #Dark Star# # wozu auch ein intelligenter Computer gehört, dessen Absichten lange im Dunkeln bleiben.

(Michael Krassnitzer)

Moon

GB 2009 Regie: Duncan Jones. Mit: Sam Rockwell. Polyfilm. 97 Min.

Ein Lebenskünstler trotzt dem Ruhestand

Gérard Depardieu, wie er leibt und lebt: Ein 60-jähriger Rocker auf dem steinigen Weg in die Pension und vom Motorradtod seiner großen Liebe vor Jahren immer noch gezeichnet # Im Laufe seines Lebens hat es Mammuth (der Spitzname rührt von seiner Münch-Mammut aus den 70er-Jahren her) als Rausschmeißer, Totengräber oder als Fleischhauer versucht. Nun muss er in den Ruhestand, in dem er es # natürlich # nicht aushält, und der ob fehlender Bescheinigungen über seine Tätigkeiten vergällt wird: Ohne diese wird ihm die Pension nicht ausbezahlt. Also macht sich Mammuth mit seiner Maschin# auf zu den früheren Arbeitsstätten und muss feststellen, dass er dort meist unangemeldet beschäftigt war. Benoît Delépine und Gustave Kervem (Louise Hires a Contract Killer) ist mit diesem Roadmovie eines überständigen Lebenskünstlers ein Kunststück # in allen Wortbedeutungen # gelungen: anarchisch, poetisch, anrührend und glaubhaft. All das vereint in der einmal mehr exzeptionellen Darstellung Depardieus, der von Isabelle Adjani als Mammuths verstorbene Geliebte Yasmine und Miss Ming als späte Muse kongenial unterstützt wird. Von einem, der mit 60 auszog, die Welt zu erobern, um dann doch im sicheren Hafen von Ehefrau Catherine zu landen (ebenfalls beachtenswert: Yolande Moreau): Auch so könnte dieses raffinierte Kleinod von Film zusammengefasst werden. (ofri)

Mammuth

F 2010. Regie: Benoît Delépine, Gustave Kervem. Mit Gérard Depardieu. Verleih: Filmladen. 92 Min.

Traumsand-Raub

Dem Sandmännchen wurde der Traumsand gestohlen, daher können die Kinder nicht oder nur schlecht träumen. Hinter all dem steckt der böse Hadumar, dem vom Sandschaf Nepomuk das Handwerk gelegt werden soll. Animationsspaß für die Kleinen von Sinem Sakaoglu und Jesper Møller, die die allabendliche, aus DDR-Zeiten herrührende Betthupferl-Sendung zu einem Spielfilm ausgewalzt haben. Einziger Einwand: Kürzer wäre mehr gewesen, in den 90 Minuten haben doch einige Längen Platz. (ofri)

Das Sandmännchen # Abenteuer im Traumland

D 2010. Regie: Sinem Sakaoglu, Jesper Møller. Verleih: Einhorn. 90 Min

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