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Die königlichste aller Städte

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„Geisterhafte Paläste aus mausgrauem Quarz, dessen Korn haltbarer ist und feiner als das des Marmors. Dort wohnten einst die Herren der Erde, und am Rand wachen seit mehr als 2000 Jahren Kolosse mit großen Schwingen, welche die Gestalt eines Stieres haben, das Gesicht eines Menschen und die Tiara eines Königs“ — so beschreibt Pierre Loti die Ruinen der königlichsten aller Städte der antiken Welt: Persepolis.

Persepolis wurde von Darius dem Großen um 520 vor Chr., dem dritten Herrscher aus dem Geschlecht der Achämeniden, erbaut, von Xerxes und ArtaXerxes vergrößert und von Alexander dem Großen 323 vor Christus in Brand gesteckt und zum Teil zerstört.

Erst 1931 hat das Orientalische Institut von Chikago hier mit systematischen Ausgrabungen begonnen, welche nun vom Iranischen Archäologischen Institut fortgesetzt werden. Heute sieht man wieder die drei großen Terrassen, mit mörtellos gefügten Mauerquadern, auf denen sich gewaltige Reste einstiger Paläste, Tempel, Hallen, Harems und Schatzkammern erheben sowie monumentale Prunktreppen, deren Wände mit großartigen Reliefs geschmückt sind, und das von zwei kolossalen Stieren mit Menschenantlitz bewachte Xerxes-Tor. Eine phantastische Ruinenherrlichkeit, eine in Stein gehauene Geschichte der königlichen Hauptstadt eines Weltreiches. Die Reliefs zeigen Perser und Meder, geflügelte Stiere, kämpfende Löwen, rituelle Umzüge und Ungeheuer.

Unweit von Persepolis, an der Karawanenstraße zum Persischen Golf, stehen die Felsen von Naghs- e-Rustam, wo hoch oben in der steil aufragenden Bergwand die Grab- kammern der damaligen Gottkönige, die über Weltreiche herrschten, also Darius d. Gr., Xerxes, Artaxerxee und Darius II., aus dem Fels gehauen sind; darunter befinden sich sieben große Reliefs, die die Taten späterer Herrscher festhalten, so zum Beispiel zeigt ein Bild den besiegten römischen Kaiser Valerian, wie er vor Schapur I. kniet (260 nach Christus). Einige Gelehrte vermuten, daß man es in Naghs-e-Rustam mit Scheingräbern zu tun habe, daß die tatsächlichen Gräber der altpersischen Könige erst im Wüstensand gefunden werden müssen, und als Gegenbeweis führen sie das Grab Cyrus des Großen an, welches auf einem steinernen Pyramidensockel errichtet wurde. Es steht noch heute, ebenfalls nur wenige Kilometer von Persepolis entfernt, wo die Ruinen der ältesten Hauptstadt der Achämeniden (600 vor Christus), Pasargade, mit Resten von Palästen, Gartenanlagen und einer umfangreichen Bewässerungsanlage, sich befinden. Die Bauwerke von Pasargade, verglichen mit der Pracht von Persepolis, wirken freilich einfacher und strenger.

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