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Francis Poulencs "Dialogues des Carmélites" überzeugen im Theater an der Wien.

Mit gnadenloser Regelmäßigkeit unterbricht ein rasselndes Geräusch die gesungenen Gebete. Es ist das grausame Geräusch der Guillotine. Jedes Mal, wenn es ertönt, sinkt eine der zum Tode verurteilten Nonnen leblos zu Boden, bis schließlich auch die letzte Stimme verstummt. Mit dieser unter die Haut gehenden Szene endet die Oper "Dialogues de Carmélites" von Francis Poulenc, die letzten Samstag im Theater an der Wien Premiere feierte - ein künstlerischer Erfolg auf der ganzen Linie, der vom Publikum verdientermaßen bejubelt wurde.

Das Stück packt einen von der ersten Minute an, obwohl es keine Liebesgeschichte gibt (außer jener zu Gott, wenn man so will), keine Verwicklungen, keine Action. Seine Kraft bezieht das Werk allein aus der Musik und den titelgebenden Gesprächen zwischen den Figuren, die sich um Vorsehung und Gnade, aber auch um Ängste und Zweifel drehen. Historischer Hintergrund ist die authentische Geschichte der Karmeliterinnen von Compiègne, die während der Französischen Revolution kollektiv hingerichtet wurden, weil sie trotz Verbot an ihren Riten festhielten. Die Oper konzentriert sich auf Blanche (famos: Sally Matthews), eine junge Adelige, die vor ihrer Lebensangst ins Kloster flieht, aber schließlich ihre Furcht abstreift und gestärkt durch ihren Glauben in den Märtyrertod geht. Regisseur Robert Carsen inszeniert diese Geschichte auf einer praktisch leeren Bühne schlicht, verständlich, ohne Firlefanz.

Das 1957 uraufgeführte, auf einem Drehbuch von Georges Bernanos beruhende Werk ist nicht nur tonal, sondern voller eingängiger Melodien, wenngleich sich echte Schlager aufgrund des ernsten Themas verbieten.

Das ist wohl auch der Grund, warum das Werk im deutschsprachigen Raum so selten aufgeführt wird. Bertrand de Billy, für den sich mit diesem Dirigat nach eigener Aussage ein Kindheitstraum erfüllt, schwelgt mit dem Radio-Symphonieorchester Wien in der wunderschönen Klangpracht, der Arnold Schoenberg Chor gesellt sich mit geradezu himmlischem Gesang dazu. In weiteren Partien brillieren die überragende Marjana Lipovšek als todkranke Priorin, die in ihren letzten Stunden von Zweifeln und Visionen heimgesucht wird, Patricia Petibon als lebenslustige Schwester Constance, die ebenso wie ihre Freundin Blanche die Angst vor dem Tod zu überwinden hat, sowie Heidi Brunner.

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