Josef Finks Vermächtnis

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In Graz läuft die sehenswerte Schau "Moderne Apokalypsen - Das Himmlische Jerusalem".

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In Graz läuft die sehenswerte Schau "Moderne Apokalypsen - Das Himmlische Jerusalem".

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Als Josef Fink die Ausstellung "Himmlisches Jerusalem" für das Grazer Kulturzentrum bei den Minoriten zusammenstellte wußten seine Freunde, daß dies seine letzte Arbeit sein würde.

Nun ist sie zu einem Gedächtnis für diesen Priester und Künstler geworden. Er wollte einen Kontrapunkt zur grassierenden Hysterie um eine gefürchtete Apokalypse beim angeblichen Millennium setzen. Er sah das himmlische Jerusalem als Ziel des Lebens, dem eine Apokalypse vorausgehe. Was aber soll man heute darunter verstehen? Dem Katholiken und darüber hinaus dem kulturell Gebildeten ist die Geheime Offenbarung des Johannes bekannt, in der von Weltuntergang und neuem Anfang berichtet wird. Künstler unserer Zeit haben davon eine zeitbezogene Auffassung, die das Thema dieser Ausstellung bildet.

Die Apokalypse erleben wir in den Schrecken unserer Gegenwart. Claudia Klucaric nimmt die in einem sinnlosen Krieg beschädigte alte Kulturstadt Dubrovnik als Symbol für das zerstörte Jerusalem, kleine Ausschnitte von Fotos in Form von Kreuzen klagen die Schäden an. Bausteine für ein neues Jerusalem im wörtlichen Sinn zeigt Alfred Graf: Edelsteine in Holzrahmen, dazu Muscheln, Weihrauch und Myrrhe sollen eine kostbare Stadt errichten. Eine solche ist aber kein europäisches Privileg.

Edith Temel bringt reizvolle "Erzählungen aus einem fernen Land". Den schärfsten Gegensatz unter den ausgestellten Werken bilden Arbeiten von Linda Christanell und Alois Neuhold. Erstere zeigt Fotos "Aus der Blutkulturmappe", Straßenzüge durchweht von Hakenkreuzfahnen. Manche Bilder sind durchlöchert als Symbol der zerstörenden Ideologie. Neuhold aber malt mit Buntstift kleine Bilder, farbenprächtig wie gotische Glasbilder und poetisch wie Zeichnungen von Paul Klee. Da ist nichts von Untergang und Zerstörung, da verbreiten sich Hoffnung und Heiterkeit. Auch sanfte Ironie ist in der Schau zu finden, wenn man sich auf die Suche nach Details einläßt.

In einer Collage aus alten Illustriertenbildern des Weststeirers Franz Dampfhofer entdeckt man die Ankündigung des "Steuerbezirkes Voitsberg". Da drängt sich wirklich der Gedanke an schreckliches Ungemach auf. Liebenswürdig ironisch ist auch Heinz Selzer in seiner "Bastelanleitung für das Jerusalem", gestaltet wie ein Ausschneidebogen für Kinder. Als ob es so einfach wäre, ein Abbild des Himmels auf Erden zu bauen.

Den traditionellen Vorstellungen von Bildern zur Apokalypse entspricht am ehesten Oswald Oberhuber. Mit klaren Strichen zeichnet er die Gestalten der Geheimen Offenbarung, die beiden Tiere, das Apokalyptische Weib, das Lamm. Auch Franz Ringel ist vertreten, doch ist die Beziehung seiner Bilder zum Thema wenig deutlich. Schließlich Josef Fink selbst: "Jerusalem ist eine Hafenstadt" ist ein Zyklus von 20 Ölbildern aus seinem letzten Lebensjahr. Er sah seine heilige Stadt aus der Vogelperspektive. Sie wirkt wie eine Reihe von Stadtplänen, die aber keine solchen sind. Aus den beiden Farben gelb und grün ist ein hell leuchtendes Jerusalem gebaut, aus der Ferne gesehen zeigt sie ein Ziel.

Auf dem Treppenabsatz, schon außerhalb der Ausstellung, liegt ein Gruß an Josef Fink, gestaltet von Hans Nevidal: makellos reine weiße Lilien in einem Quadrat. Gegenüber hat Peter Scubic Leuchtstoffröhren installiert und einen Satz aus der Geheimen Offenbarung dazugestellt: "Es wird keine Nacht mehr geben, und sie brauchen weder das Licht einer Lampe noch das Licht der Sonne." Dort hat Josef Fink sein Ziel gefunden.

Moderne Apokalypsen - Das Himmlische Jerusalem.

Kulturzentrum bei den Minoriten, Mariahilferplatz 3, 8020 Graz, Tel. 0316/713170. Bis 3. März.

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