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Drehscheibe Tanganjika

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Das Afrika der sechziger Jahre ist in vieler Hinsicht anders als ein Jahrzehnt zuvor; dies gilt namentlich für die Verschiebung seiner Schwerpunkte. Bildeten in den fünfziger Jahren erst Kairo und später, mit ihm konkurie- rend, immer mehr auch Accra, die, Hauptstadt des ersten der neuen selbständigen Staaten Westafrikas, Ghanas, Nervenzentren der auf die „Befreiung“ und politische Neugestaltung des übrigen Afrika abzielenden Kräfte, so ist diese Funktion mit der fortschreitenden „Entkolonisierung“ immer stärker auf den, aus der einstigen deutschen Kolonie Deutsch-Ostafrika hervorgegangenen Staat Tanganjika und seine am Indischen Ozean gelegene Hauptstadt Daressalam übergegangen.

Als erstes der ostafrikanischen Länder hat Tanganjika, das als Treuhandgebiet als einzige der britischen Besitzungen in Ostafrika auch der Kontrolle der Vereinten Nationen unterlag,

etwa seit 1954 eine erfolgreiche Entwicklung zur Selbständigkeit durchgemacht und wurde 1961 unabhängig. Träger der Befreiungsbewegung war die von Julius Nyerere, dem heutigen Präsidenten des Landes, begründete „Afrikanische Nationalunion“ von Tanganjika (TANU). Unter Führung des Katholiken Nyerere gelang es ihr, ihren Einfluß Schritt um Schritt auszubauen und sich sowohl gegen die extremistischen Radikalen und deren demagogische, antieuropäische Agitation als auch gegen die kolonialen, konservativen Kreise durchzusetzen, indem sie zwar die britischerseits proklamierte „mehrrassige Zusammenarbeit“ ablehnte und den afrikanischen Charakter Tanganjikas unterstrich, aber auch Europäern, Arabern und Indern Platz in ihren Reihen bot und ihnen im Hinblick auf die Notwendigkeit ihrer Mitarbeit bei der Entwicklung des Landes sogar führende Stellen im öffentlichen Leben bot.

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