Nahezu jeder fünfte Afrikaner stammt aus Nigeria, das mit 56,3 Millionen Einwohnern volkreicher ist als das runde Dutzend der anderen Staaten Westafrikas oder jeder andere Teil des Kontinents, eingeschlossen das Niltal. Doch seit dem 30. Mai ist die Existenz Nigerias in Frage gestellt, da Oberstleutnant Odumegwu Ojukwu, Militärgouverneur der bisherigen Ost-regioni, diese unter dem Namen einer „Republik Biafra“ als unabhängig von Nigeria erklärte.Die Sezession der Ostregion, die mit nahezu 14 Millionen Einwohnern nach (dem restlichen) Nigeria, der VAR, Äthiopien, Südafrika und dem
Das Afrika der sechziger Jahre ist in vieler Hinsicht anders als ein Jahrzehnt zuvor; dies gilt namentlich für die Verschiebung seiner Schwerpunkte. Bildeten in den fünfziger Jahren erst Kairo und später, mit ihm konkurie- rend, immer mehr auch Accra, die, Hauptstadt des ersten der neuen selbständigen Staaten Westafrikas, Ghanas, Nervenzentren der auf die „Befreiung“ und politische Neugestaltung des übrigen Afrika abzielenden Kräfte, so ist diese Funktion mit der fortschreitenden „Entkolonisierung“ immer stärker auf den, aus der einstigen deutschen Kolonie Deutsch-Ostafrika
Die afrikanische „Gipfelkonferenz“, die Ende Mai in Addis Abeba die Oberhäupter von 30 unabhängigen Staaten vereinigte, hat einen neuen Abschnitt der nachkolctnialen Ära des Schwarzen Erdteils emgeldtet. Das „Afrika-Jahr“ 1960 hatte mit 17 Unabhängigkeitserklärungen den Höhepunkt einer stürmischen Entwicklung gebildet, die erst wenige Jahre zuvor mit dem Selbständigwerden Ghanas im britischen Commonwealth und dem Ausscneiden Guineas aus der „französischen Gemeinschaft“ de Gaulles ihre ersten, unübersehbaren Akzente erhalten hatte. Hauptsächlich in der Folge der
Während die meisten jungen Staaten Afrikas der Religion größte Beachtung schenken und namentlich auch die katholischen Missionen wegen ihres großen Beitrags zur sozialen Hebung der Bevölkerung das Wohlwollen der Regierungen genießen, so in Nigeria, Guinea und Mali, und während in diesen jungen Staaten auch die Beziehungen zwischen katholischer Kirche und Islam gute sind, kann man im Sudan wirklich von einer verfolgten Kirche sprechen. Alierdings will . sich der , Islam in den meisten afrikanischen Staaten nicht arabisieren lassen.Die RedaktionIn beunruhigendem Ausmaß haben sich in den
Der Sambesi teilt die als Rhodesien bekannten britischen Besitzungen nördlich des Wendekreises in zwei verschieden große Teile. Ungleich, wie ihre flächenmäßige Ausdehnung und entsprechend, obzwar im ganzen geringe Bevölkerungsdichte, ist auch ihr politisches Schicksal. In dem unter britischer Protektoratsverwaltung stehenden Nordrhodesien haben nun am 30. Oktober die ersten Wahlen unter zahlenmäßig stärkerer Beteiligung der Afrikaner stattgefunden. In Südrhodesien, das seit 1923 „Halbdominion“, das heißt Kolonie mit innerer Selbstregierung ist, stehen Wahlen am 14. Dezember
Mit der Unabhängigkeitserklärung Algeriens ist ein Kapitel der kolonialen Ära, die Kolonialzeit Nord- und Mittelafrikas, im großen und ganzen zu Ende gegangen. Flächen- wie bevölkerungsmäßig gering ist'die Bedeutung der noch von europäischen „Mutterländern“ abhängigen Gebiete und Enklaven in diesen Teilen des afrikanischen Kontinents: die spanischen „Presidios“ an der Nordküste Marokkos sowie die Enklave von Ifni und Spanisch-Westsahara, die letzteren in ihrem Geschick wohl eng mit dem des unabhängigen Mauretanien verknüpft; das britische Protektorat Gambia, das bereits
Die westafrikanische Republik Guinea, heute im vierten Jahr ihrer Existenz als unabhängiger Staat, durchlebt seit einiger Zeit eine Krise. Offen sichtbar wurde diese erstmals Mitte November, als im Lande regierungsfeindliche Flugblätter auftauchten, was zur Verhaftung einer Anzahl von Personen aus dem Kreis der linksradikalen Lehrergewerkschaft führte, die zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt wurden. Dies löste heftige Gegendemonstrationen von Schülern und Studenten aus, die sich gegen den Präsidenten Seku Türe selbst richteten, namentlich in Labe und der Hauptstadt Conakry .ino-aß
Die Geschehnisse um die südöstliche Provinz des ehemaligen belgischen Kongo, Katanga, sind nicht immer deutlich, und sie sind jedenfalls mehrschichtig. Die zweite, innerhalb eines Vierteljahres unternommene Aktion der UNO-Streitkräfte, die vom 5. bis 19. Dezember zu Kämpfen um Elisa- bethville führte, wurde nach Ort, Zeit und Absicht nicht minder umstritten.Der Ort der HandlungKatanga, mit einer Ausdehnung von 497.000 Quadratkilometer die zweit größte der sechs Provinzen des ehemaligen belgischen Kongo, ist ein administratives Gebilde. Ausgangspunkt seiner nur wenig mehr als 50 Jahre
Der 15. März 1961 wird in der Geschichte unserer Zeit wahrscheinlich einmal einen Platz einnehmen, wie der 1. November 1954, an dem der Aufstand des FLN in Algerien begann, oder der 4. Jänner 1959, an dem das Wirtschaftswunder des Belgischen Kongo durch den Aufruhr von Leo- poldville in seinen Grundfesten erschüttert wurde. Was an diesem Tag in Angola geschah, hat ein Führer der Aufständischen, Holden Roberto, dem Korrespondenten der Pariser Zeitung „Le Monde”, Pierre de Vos, berichtet; und wir werden diesen Bericht schon deshalb benützen müssen, weil es für viele dieser
Die angekiindigte Konferenz der „blockfreien” Staaten, die im September in Belgrad stattfinden soli, macht hinreichend deutlich, wie Jugoslawiens Wahl eines ..eigenen Weges” heute in den Entwicklungslandern Wert- schatzung erfahrt. Das jugoslawische Beispiel, das seinen Experimentcharak- ter langst verloren und mutatis mutandis Nachahmer oder Gleichgesinnte in der ganzen Welt gefunden hat, er- freut sich nicht zufallig eines wach- senden Interesses gerade der jungen afrikanischen Staaten. Wie sehr dies der Fall ist, hat zuletzt die in Mittel- europa wenig beachtete Rundreise Titos
An der StraBe von Bouake, der zweitgroBten Stadt der Elfenbein- kfiste, nach der Ortschaft Mbahiakro, liegt, etwa acht Kilometer von der Stadt entfernt, der alte Flugplatz. Er dient nicht mehr seiner fruheren Be- stimmung, denn Bouake besitzt heute einen neuen, moderneren Lufthafen, doch vollzieht sich hier seit andert- halb Jahren in aller Stille ein Vorgang, der vielleicht erregender ist als das Kommen und Gehen der silbernen Vogel von Menschenhand, die den Menschen in so kurzer Zeit iiber die grofien Entfernungen des afrikanischen Raumes bringen.Es begann am 11. Dezember 1959. Damals trafen
Noch vor wenig mehr als vier Jahren war Monrovia, wo sich vom 8. bis 21. Mai die Vertreter von zwanzig unabhängigen Staaten, von denen wiederum 15 sogar durch ihre Staatsoberhäupter vertreten waren, zu einer der größten interafrikanischen. Konferenzen trafen, die einzige Hauptstadt eines unabhängigen Landes im schwarzen Erdteil. Geht man zwanzig Jahre zurück, war die Hauptstadt Liberias neben Prätoria und Kairo, wo englische Truppen standen, die einzige unabhängige Kapitale Afrikas überhaupt. Mochte schon solche Anciennität Grund genug dafür bieten, daß die Staatenwelt des neuen
„Sierra Lionna — das ist der Name einer Bergkette, eines Reiches und eines Flusses“, schrieb 1686 der holländische Geograph Olfert Dapper in seiner „Beschreibung Afrikas“. „Eigentlich bedeutet dieses spanische Wort nur .Berg der Löwin“. Der Ursprung dieses Namens ist aber, daß die Wellen, die gegen eine der Klippen an dieser Küste donnern, einen Lärm erzeugen, der sehr weit vernehmbar und überaus ähnlich dem Brüllen einer Löwin ist.“Das Land an der westafrikanischen Küste, das unter diesem Namen am 27. April 1961 der 28. unabhängige Staat Afrikas geworden ist, war
Im „Afrikajahr“ 1960 haben 17 neue afrikanische Staaten die Unabhängigkeit erlangt. Nachdem im Februar eine Volksabstimmung über die Zukunft des britischen Mandatsgebietes von Kamerun entschieden hat, vollendet die am 27. April erfolgende Unabhängigkeitserklärung von Sierra Leone in der Westhälfte des Kontinents die „Entkolonialisierung“ der größeren Territorien. Darnach werden auf dem afrikanischen Festland nördlich des Kongos nur noch die kleinen Gebietsenklaven des spanischen und des portugiesischen Guinea sowie das britische Gambia — von den spanischen Besitzungen an den
Die Kongokrise dauert nun schon länger als neun Monate. Seit dem Ausbruch der Meuterei der „Force Publique” von Thysville, die nach Absetzung der europäischen Offiziere auf zahlreiche Garnisonen des Landes Übergriff und eine Massenflucht der europäischen Bevölkerung, das Eingreifen belgischer Truppen und die Sezession Katangas nach sich zog, ist das Land trotz der Intervention der UNO nicht mehr zur Ruhe gekommen. Die Einrichtungen des modernen Staates in jenem weiten, 2,350.000 Quadratkilometer großen Raum sind — sofern sie vorhanden waren — weitgehend zusammengebrochen und die
Als im Vorjahr 15 Länder Afrikas zwischen Senegal und Tanganjikasee ihre Unabhängigkeit erlangten, blieb inmitten dieser Ländermasse ein schmaler, weißer Streifen. Der nach dem ersten Weltkrieg zum britischenMandatsgebiet gewordene Westteil der ehemaligen deutschen Kolonie Kamerun, der von Großbritannien nunmehr als UNO-Treuhandschaftsgebiet verwaltet wurde, hatte über seine politische Zukunft erst zu entscheiden. Die Wahl hieß „Anschluß“ an Nigeria oder „Wiedervereinigung“ mit Kamerun, und wurde vor kurzem durch eine Volksbefragung entschieden. „Ich will nicht ins Wasser
Der Jahreswechsel des „Afrika- Jahres“ I960 war von einer Welle von Konferenzen der alten und neuen Staaten Afrikas umrahmt, die das Bemühen seiner führenden Männer um eine selbständige Orientierung anzeigten. Kurz vor Weihnachten war in Brazzaville die zweite Tagungder französischen Nachfolgestaaten Schwarzafrikas zu Ende gegangen, der nur Guinea, Mali und Ghanas kleines Nachbarland Togo fernblieben, an der dagegen auch Mauretanien und Madagaskar teilnahmen. Die diesmal hauptsächlich erstrebte Vermittlung im Kongo hat dabei durch die Aussprache mit verschiedenen Kongopolitikern
Am 28. August des Jahres 430 verschied in der von den Vandalen belagerten, nordafrikanischen Stadt Hippo der große Bischof und Kirchenlehrer Augustinus. Mit ihm, der, am Ende der Antike stehend, noch einmal deren ,geistige Tradition überschaute und in der ersten Synthese mit der jungen christlichen Geistigkeit aufhob, hatte nicht nur die vielleicht bedeutendste, afrikanischem Boden entstammende geistige Persönlichkeit der Geschichte, sondern gleichzeitig auch der erste abendländische Philosoph die Augen geschlossen. Augustinus war von einem wahrhaft platonischem Eros des Wahrheits-dringes
Laut und mit zunehmender Stärke meldet die islamitische Welt ihre Geltungsansprüche an. In Indien, in den arabischen Staaten und Ägypten und Nordafrika — überall erheben sich ihre Stimmen, selbstbewußt, fordernd und drohend, wo hartei Widerstand sich entgegenstellt. Ein Symptom der gewaltigen, vom Geistigen her kommenden großen Veränderungen, die auf diesem Planeten im Gange sind und noch größere Neugestaltungen ankündigen. Über treibende und ideenhafte Kräfte, die hier am Werke sind, sollen die nachstehenden Ausführungen orientieren. Die Furche
Als die Springflut des Faschismus auf ihrem Höhepunkt war, vollzog sich im belagertem England eine große geistige Auseinandersetzung. Das englische Volk machte damals die gewaltigsten Anstrengungen zur Selbstbehauptung gegen einen Feind, der den ganzen Kontinent beherrschte. Es führte gleichzeitig den Kampf um die Erneuerungdes Geistes, bemühte sich in harter, freimütiger Selbstkritik um die Erkenntnis der Fehler und falschen Auffassungen der Vergangenheit und war bestrebt, zu Grundlagen und Planung einer neuen Weltordnung vorzudringen. Diese geistige Auseinandersetzung wurde auf einer