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Afrikas „Neutrale”

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Die angekiindigte Konferenz der „blockfreien” Staaten, die im September in Belgrad stattfinden soli, macht hinreichend deutlich, wie Jugoslawiens Wahl eines ..eigenen Weges” heute in den Entwicklungslandern Wert- schatzung erfahrt. Das jugoslawische Beispiel, das seinen Experimentcharak- ter langst verloren und mutatis mutandis Nachahmer oder Gleichgesinnte in der ganzen Welt gefunden hat, er- freut sich nicht zufallig eines wach- senden Interesses gerade der jungen afrikanischen Staaten. Wie sehr dies der Fall ist, hat zuletzt die in Mittel- europa wenig beachtete Rundreise Titos gezeigt, der im Februar und Marz nicht weniger als sieben Landern: Tunis, Marokko, Guinea, Mali, Liberia, Ghana und Togo Staatsbesuche abstattete und dann noch inoffiziell die VAR zu einem langeren Aufent- halt besuchte.

Ungefahr die gleiche Staatengruppe hatte im Vorjahr lange eine entschei- •dendfc RoUe bei der; UNO-Aktion im

Kongo gespielt, und die Mehrzahl von ihnen gehorte dann auch dem Teil- nehmerkreis der Konferenz von Casablanca an, wo sich zu Beginn 1961 das Konzept eines Afrika „jenseits von West und Ost” bisher am sicht- barsten manifestiert hat. Die politische Dynamik der afrikanischen Neutralisten, ihr Radikalismus, der jede gemafiigte Haltung „neokolonia- listischer” Bindungen verdachtig werden laBt, das erklarte Ziel eines „wirklich freien” Afrika mitsamt der Mystik seiner erstrebten Einheit iiben starke Anziehungskraft auf die Jugend und namentlich die heranwachsende Intelligenz auch anderer Lander aus. Im schwarzen Afrika sind es vor allem die drei westafrikanischen Lander Ghana, Guinea und Mali, die in den letzten Jahren Schrittmacher einer panafrikanischen Integration geworden sind. Bleibt deren Wirklichkeit vorerst freilich oft noch stark hinter den Pro- klamationen zuriick, so darf doch die Starke solchen politischen Wollens nicht untcrschatzt werden- W hr..

make begrfindete. Abermals in Bamako behauptete 1957 Seku Ture auf dem dritten ParteikongreB gegen Hou- phouet und den RDA der Elfenbein- kfiste den Gedanken des Foderalismus. Wenn der RDA des Sudan, der sich im Gegensatz zu Guinea 1958 fur den Verbleib in der franzosischen Gemein- schaft entschieden hatte, dann die Initiative zur Bildung der Mali-Fodera- tion ubernahm, folgte er damit nur konsequent einem gegebenen Kurs.

Die auf den Senegal und den Sudan beschrankte Mali-Foderation hat dann ihre Unabhangigkeitserklarung, am baute Bahnlinie Conakry—Kankan bis Bamako zu verlangern, das sich so von West und Ost eifrigst umworben fand.

Obwohl Mali im Gegensatz zu Guinea zunachst innerhalb der Wah- rungszone des Francs verbleibt und nicht einseitig Osthilfe angenommen hat, wirft seine politische Option fur die Union so bereits groBere Schatten auf die Perspektiven der westafrikanischen Entwicklung.. Ubrigens sind Mali und Guinea iibereingekommen, die wechselseitigen Botschafter mit Mini- sterrang in ihr jeweiliges Kabinett aufzunehmen.

Entscheidung im Ober-Volta

Als Schlfisselfigur im Geschehen der Jahre 1957(58 gait der Fiihrer des RDA von Ober-Volta und General- sekretar des Gesamt-RDA, Quezzin Coulibali, dessen plotzlichem Tod im September 1958 die folgende, turbu- lente Entwicklung zugeschrieben wor- den ist, ebenso wie die schlieBliche Absage Ober-Voltas an den Bund von Mali, an dem es ursprfinglich teilneh- men wollte. Symbolisch wie die Figur dieses Mannes erscheint heute die Stellung der Voltarepublik in West- afrika. Mit nahezu vier Millionen Einwohnern ein volkreiches, rein agrarisches und zum Teil armes Land, verleiht ihm seine geographische Lage eine besondere Stellung; grenzt es doch an nicht weniger als sechs Staaten: Mali, Elfenbeinkiiste, Ghana, Togo, Dahome und Niger. Gegeniiber der Elfenbeinkiiste im frankophonen Afrika so etwas wie der arme Ver- wandte, hat erst im letzten Friihjahr Streit fiber den Anteil an den Hafen- zollen von Abidjan zur Schaffung einer Zollgrenze Voltas gegen den reicheren Nachbarn im Siiden geffihrt, auf dessen Gebieten, wie in noch groBerer Zahl im wohlhabenden

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