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Gesichter - vom Leben geprägt

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Noch bis 30. Oktober sind im Kunsthistorischen Museum in Wien Meisterwerke Tintorettos - aus eigenem Besitz und als internationale Leihgaben - zu sehen.

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Noch bis 30. Oktober sind im Kunsthistorischen Museum in Wien Meisterwerke Tintorettos - aus eigenem Besitz und als internationale Leihgaben - zu sehen.

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Kaum ein Palazzo und eine Kirche in Venedig, die nicht monumentale Werke des Dreige- stims Tizian, Tintoretto und Veronese bergen würden.

Die großartige Scuola S. Rocco gleich neben der Frarikirche ist überhaupt von oben bis unten, von den Decken bis zu den Wänden geschmückt mit den großformatigen alt-und neutestamtentarischen Zyklen Tintorettos, der eigentlich laco- po Robusti hieß. Doch weil der Vater ein Färber (Tintore) war, wurde der Sohn „kleiner Färber“ (Tintoretto) genannt und ging als solcher in die Kunstgeschichte ein.

Vor 400 Jahren starb der im Unterschied zu Tizian und Veronese auch in der Lagunenstadt geborene Tintoretto. Aus diesem Anlaß zeigte bis vor kurzem die Galerie der Accademia in Venedig in Zusammenarbeit mit dem Wiener Kunsthistorischen Museum eine der Porträtkunst Tintorettos gewidmete Ausstellung. Diese übersiedelte nun ins Kunsthistorische Museum.

Entsprechend der Vorliebe der Habsburger für die venezianische Malerei des 16. Jahrhunderts besitzt das Ringstraßenmuseum 41 Gemälde des von Tizian und Michelangelo beeinflußten Künstlers - darunter die „Susanna im Bade“ den „Weißbärtigen Alten“, das jüngst restaurierte Bildnis des schüchtern blickenden Ratsmitgliedes der Serenissima, Lorenzo Soranzo, das des Oberbefehlshabers der venezianischen Flotte bei der Seeschlacht von Lepanto, Sebastiano Vertier, sowie ein Damenbild, das vielleicht Tintorettos Tochter Marietta darstellt, die wie sein Sohn Domenico in der Werkstatt arbeitete.

Um diesen Grundstock aus der ei genen Sammlung gruppieren sich 50 Werke aus den bedeutendsten Museen Europas und Amerikas. Sie alle machen deutlich, wie sehr sich „der kleine Färber“ im Unterschied etwa zu Tizian, dem Porträtisten der Kaiser, Könige, Päpste und Dogen, um die Charakteristik eines Gesichtes bemühte.

Obwohl Tintoretto nach Tizians Tod zum offiziellen Maler der Republik Venedig berufen wurde, blieb er bei seinen Porträts ein Maler des allgemein Menschlichen, dessen oft kühn verkürzte Figuren vom Leben geprägte Gesichter aufweisen. So läßt etwa das vom Castello Sforzesco in Mailand entliehene Bild des lacopo Soranzo die Bürde der Verantwortung begreifen, die dieser hohe Beamte aus alter, einen Dogen und 16 Prokuratoren (einschließlich des vorher genannten Lorenzo Soranzo) stellenden Familie zu tragen hatte.

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