"Lebenslange Ressourcen“

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Seelische Widerstandskraft hat viele Wurzeln. Anlässlich einer Diskussionsrunde in Wien sprach die FURCHE mit der Psychologin Judith Glück über Resilienz-Forschung.

Die Furche: Welche Faktoren begünstigen die innere Widerstandskraft?

Judith Glück: Etwa das Vorhandensein von zumindest einer stabilen Bezugsperson in der Kindheit, das kann auch ein Lehrer, eine Tante oder Großmutter sein. Vertrauensvolle Beziehungen können die Basis für lebenslange, später verinnerlichte Ressourcen bilden. Auch für Erwachsene sind Vertrauenspersonen wichtig für Resilienz in schwierigen Lebenssituationen. Es gibt aber auch rein persönliche Faktoren: zum Beispiel Vertrauen in sich und die Welt, das man ebenfalls in der Kindheit im Kontext guter Beziehungen mitbekommen kann. Ein vermutlich teils angeborener Faktor ist eine positive Emotionalität, zu der die Fähigkeit gehört, auch in schwierigen Phasen noch kleine Freuden verspüren zu können.

Die Furche: Haben heutige Kinder schlechtere Chancen zur Resilienz-Entwicklung?

Glück: Kinder sind früher viel freier herumgelaufen. Heute haben sie oft einen durchstrukturierten Tagesablauf und werden stärker von Erwachsenen kontrolliert. Kaum jemand traut sich mehr zuzugeben, dass er seine Kinder einfach nur spielen lässt. Wenn man seine Kinder zu sehr behütet, nimmt man ihnen viele Möglichkeiten, um Resilienz zu entwickeln. Früher haben Kinder vielleicht oft zuwenig Unterstützung gehabt, heute in der Ober- und Mittelschicht manchmal zuviel.

Die Furche: Sie beschäftigen sich auch mit Weisheitsforschung. Gibt es Verbindungslinien zwischen der Entwicklung von Resilienz und Weisheit?

Glück: Weisheit ist sozusagen eine Extremform von Resilienz - wenn man eine schwierige Erfahrung nicht nur überwinden kann, sondern daran wachsen und sich weiterentwickeln. Damit kann man dann auch zu einer Ressource für andere Menschen werden.

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