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Bühnengerechter Galgenhumor

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Viele erinnern sich noch mit Vergnügen an den alten film mit Danny Kaye und Curd Jürgens: Der jüdische Emigrant Jacobowsky, der in Paris Zuflucht gefunden hat, und der polnische Oberst Stjer-binsky, ein Katholik und Antisemit, mit seinem Burschen Szabuniewicz bilden im Jahr 1940 eine Schicksalsgemeinschaft, um den gerade Frankreich besetzenden deutschen Truppen zu entgehen und den Atlantik zu erreichen. Die Abenteuerlichkeit dieses Unternehmens wird noch durch einen Umweg, um Stjerbinskys Geliebte Marianne abzuholen, gesteigert.

Franz Werfel dienten für „Jacobowsky und der Oberst”, diese „Komödie einer Tragödie”, Erzählungen des Bankiers Stefan L. Jacobo-wicz, den er in Lourdes traf (dort gelobte Werfel bekanntlich, „Das Lied von Bernadette” zu schreiben, sollte seine Flucht in die USA gelingen), und eigene Erfahrungen als Quelle.

Das von cleveren Amerikanern für den Broadway bearbeitete Werk, das schon 1944 auch in Europa gespielt wurde, ist sicher Werfeis bestes Drama. Daß es ein so ernstes Thema mit solcher Heiterkeit aufgreift, zeigt einmal mehr, wie reichlich selbst Betroffene mit Galgenhumor ausgestattet sind. Das Lachen entspringt hier nicht billiger Unterhaltung, sondern der Freude darüber, noch einmal entkommen zu sein, noch einmal über die Tristesse der Lage philosophieren zu können. Und es ist ein Lachen, das oft genug im Hals steckenbleibt, ehe es doch befreiend hervorbricht.

Daß sich Noch-Hausherr Otto Schenk im Theater in der Josefstadt die Bolle des Jacobowsky nach seiner

Art zurechtschneidert und damit beim Publikum bestens ankommt, überrascht nicht, eher schon Herbert Föttingers starke Darstellung als ebenso schneidiger wie weltfremder Offizier, der von Heldentaten träumt. Das ganze Ensemble, aus dem noch Mirjam Ploteny (Marianne), Kurt Sobotka (Szabuniewicz) besonders hervorzuheben sind, bietet eine starke Leistung.

Manchen Kritikern kommt das Bühnenbild von Bolf Langenfass zu konventionell vor, und die Hand des Regisseurs, des künftigen Direktors Helmut Lohner, ist ihnen zu wenig spürbar. Aber läßt es sich nicht auch positiv sehen, wenn einmal nur das Stück, so wie es vom Autor geschrieben ist, und nicht die Selbstinszenierung eines Regisseurs einen Theaterabend bestimmt?

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