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Er rief: "Ich habe einen Traum" - und war alles andere als ein Träumer.

Martin Luther Kings Ermordung am 4. April 1968 ist - ähnlich John F. Kennedys Tod - von Verschwörungstheorien begleitet. Zuletzt wurde die voluminöse Recherche des King-Mitstreiters und Anwalt seines (angeblichen) Mörders James Earl Ray, William F. Pepper, auch auf deutsch aufgelegt (vgl. Buchtipp unten). Demnach fiel der Bürgerrechtler einem Komplott von Geheimdienst, Polizei und Mafia zum Opfer.

Doch abseits der Kriminalistik hat Martin Luther King - trotz des nur 39-jährigen Lebens - die US-Gesellschaft nachhaltig verändert. Das zeigt sich auch in deren Zeichen: Seit 1983 wird in den USA Martin Luther Kings Geburtstag (genauer: der dritte Montag im Jänner) als Nationalfeiertag begangen. Dass es ausgerechnet Ronald Reagan war, der das entsprechende Gesetz unterzeichnete, entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie, zeigt andererseits aber, dass die erreichten Bürgerrechte der Afroamerikaner auch von konservativen Hardlinern nicht mehr in Frage gestellt werden konnten.

Martin Luther Kings Biografie verblüfft heute noch - bitter: Wie sehr in den USA der fünfziger und sechziger Jahre die mitunter brutale Entrechtung der Schwarzen gang und gäbe war, und mit wie vielen Opfern da die Freiheit erkämpft werden musste, bleibt eine tiefe Wunde in der Geschichte Amerikas.

Dass dieser Kampf aber von einem jungen Prediger aus Atlanta, Georgia, angeführt wurde, ist zum einen ein heute noch sprechendes Beispiel für die positive Macht religiöser Überzeugung, die sich auch und gerade auf eine Spiritualität der Gewaltfreiheit stützt.

Zum anderen - dafür bietet das Studium der Methoden Martin Luther Kings überzeugende Beispiele - ist der gewaltfreie Widerstand, wie er da praktiziert wurde, weder eine harmlose noch eine einfache Strategie: Vielmehr bedurfte er des langen Atems, der tiefen Überzeugung der Beteiligten sowie einer exzeptionellen Organisation: Der 16-tägige Busboykott in Montgomery etwa, der 1955 den Durchbruch für Martin Luther King brachte, bedurfte der Ausdauer der Schwarzen, die lange Wege ohne Verkehrsmittel zurücklegen mussten, ebenso wie deren strikter Disziplin, sich auch bei Provokationen oder Tätlichkeiten von Weißen und Polizei zu keiner Gegengewalt hinreißen zu lassen. Heute ist diese wirkliche Kraft der damaligen Bewegung - lokal wie global - nur mehr wenig präsent.

AKTUELLE BÜCHER:

* ICH HABE EINEN TRAUM. Von Martin Luther King. Patmos Verlag, Düsseldorf 2003. 140 Seiten, geb., e 13,30

* MARTIN LUTHER KING. Traum und Tat. Von Richard Deats. Verlag Neue Stadt, München 2001. 176 S., geb., e 15,40

* Die Hinrichtung des Martin Luther King. Wie die amerikanische Staatsgewalt ihren Gegner zum Schweigen brachte. Von William F. Pepper. Verlag Hugendubel/Diederichs, Kreuzlingen 2003. 424 Seiten, geb., e 22,50

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