Osterwunder können hörbar sein

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Beim Tiroler Osterfestival "Musik der Religionen" ist heuer Bischof Erwin Kräutler zu Gast.

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Beim Tiroler Osterfestival "Musik der Religionen" ist heuer Bischof Erwin Kräutler zu Gast.

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Musikalische Osterfestivals haben nicht immer mit Religion, sondern oft mit Jet set zu tun. Beim "Osterfestival" in Tirol ist das anders. Hier geht es ums Spüren, Erfahren und Hören.

Afrikanische Trommler beten in ihrem Rhythmus zum Gott des Todes, und zum Gott des Wassers und des Lebens. Der Chor des russischen Patriarchats singt Kantoreien aus uralten Zeiten. Bach faßt die Unendlichkeit der Passionsgeschichte in ausgeklügelte Harmonien voll Zahlensymbolik, während Olivier Messiaen für die meisten Menschen erst durch das Wissen um die Entstehungsgeschichte seines Werkes "Für das Ende der Zeit" begreifbar wird.

"Er hat das im Gefangenenlager geschrieben und auf einem Klavier gespielt, wo die Tasten gesteckt sind, eine Musik als Leuchtturm der Menschlichkeit gegen den Krieg," erklärt Gerhard Crepaz. Seit 1989 stellt er mit seiner Frau und sehr, sehr viel persönlichem Einsatz das "Osterfestival" in Innsbruck und Hall auf die Beine.

Das Spektrum des Gebotenen ist weltumspannend. Über die Grenzen musikalischer Strömungen und Kontinente zieht sich der rote Faden der Osterbotschaft als Ausdruck der alles vereinenden Grunderfahrungen von Geburt, Tod und der Liebe, die alles überwinden kann. "Musik ist Träger von Utopien," möchte Crepaz die Menschen für einander und die Probleme anderer sensibler machen. "Endzeiten/Amazonas" heißt das Motto heuer, Bischof Erwin Kräutler wird das Festival mit einem Symposium von 12. bis 14. März eröffnen. Was er zu sagen hat, soll genauso aufrütteln und berühren wie die Musik.

Eine Ausstellung, Events, workshops und "palabres", Gespräche, die die vierzig Tage der Fastenzeit mit Sinn füllen können, ergänzen das Programm. Die Hälfte der Einnahmen aus den Karten für Konzerte oder ähnliche Veranstaltungen geht nach Brasilien. Betroffenheit verläuft nicht im Sand, sie bewirkt etwas.

"Es gibt Leute, die kommen, weil sie eine andere Welt kennenlernen wollen," erzählt Maria Crepaz. Die Utopie beginnt in Innsbruck. In der Osternacht wird eine Nacht lang musiziert, gefeiert, gehorcht, gebetet und gesungen. Das Hotel gegenüber der ungeheizten Jesuitenkirche hat dann offen, damit die Teilnehmer sich aufwärmen können. Von 23 Uhr bis fünf Uhr früh ist das Gotteshaus gerammelt voll. Bach, brasilianische, indigene Musik, Texte und eine Lichtfeier am Morgen machen Spiritualität spürbar." Es gibt einen Trend, daß die Menschen Feste wieder religiös feiern wollen," ist Maria Crepaz sicher. Das Resümee einer Besucherin ist der beste Beweis dafür: "So etwas habe ich noch nie erlebt!"

Das "Osterfestival '99" findet unter dem Motto "Endzeiten/ Amazonas" von 12. März bis 4. April an verschiedenen Orten in Innsbruck und Hall in Tirol statt.

Nähere Informationen zu Preisen und Programmgestaltung gibt es im Festivalbüro in der Galerie St. Barbara in der Herzog-Otto-Straße 4, A 6060 Hall in Tirol, Tel.: 05223-56706, Fax 05223-45926.

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