Partnerschaft ist Heiligung

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Im alten Israel war rituelle Reinheit wichtig für das "heilig" sein. Den Priestern waren besondere Regeln dafür auferlegt. Sie umfassten auch die Ehe. In Levitikus finden wir: "Sie sollen ihrem Gott heilig (kadosch) sein und den Namen ihres Gottes nicht entweihen. Denn sie sind Personen, welche die Feueropfer des Ewigen, die Opferspeise ihres Gottes, darbringen … Keine Hure, keine entweihte Person sollen sie heiraten, auch keine Frau, die von ihrem Mann verstoßen worden ist …".

Damit waren für Priester einige Verbindungen tabu, und im rabbinischen Judentum weitete sich das Ideal zur Priesterschaft der gesamten Gemeinde: "Ihr sollt mir ein Königtum der Priester sein und eine heilige Nation." (Ex 19,6). Der Talmud verweist auf die Bedeutung "heiligen" für die Eheschließung. Durch das kidduschin, den Heiligungs- und Trauakt, wird die Frau für die ganze Welt tabu. Eine der schönsten Bemerkungen zur Ehe stammt von Nachmanides: "Der Akt der sexuellen Vereinigung ist heilig und rein […] Der Herr hat all diese Dinge in seiner Weisheit geschaffen und hat nichts Beschämendes oder Hässliches erschaffen […] Wenn ein Mann seinem Weibe in Heiligkeit beiwohnt, ist die Göttliche Gegenwart mit ihnen." Sexuelle Befriedigung gehört zur Heiligkeit also dazu.

Zwei Menschen, die sich zur Ehe zusammenfinden, können gemeinsam ein weit höheres Maß an Heiligkeit erreichen als jeder von ihnen für sich. Im konservativen und liberalen Judentum schließt das gleichgeschlechtliche Beziehungen ein. Die Scheidung jedoch bricht eine geheiligte Verbindung. Und zugleich dient es dem Prinzip der Heiligkeit der Ehe geradezu, wenn die Scheidung einen Ausweg aus der Entfremdung und Zerrüttung bietet. Denn wo die Ehe ihren spirituellen Kern verloren hat, wird auch ihre Heiligkeit verletzt.

* Der Autor ist Rektor der Rabbiner-Hochschule Abraham-Geiger-Kolleg in Potsdam

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