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Politische Kommunikation braucht die Neuen Medien. Derartiger abstrakter Satz wird in Tagen wie diesen durch die Realität besonders plastisch: Diesmal ist es das junge Kurznachrichten-Netzwerk Twitter, das eine Staatsmacht düpiert: Verzweifelt versucht das Regime in Teheran, die jüngste Protestwelle gegen die Präsidentenwahlen technisch und logistisch zu unterbinden. Kein Handy-Netz, keine Visa für Journalisten, Beschränkung von Suchmaschinen, Eingriffe in den E-Mail-Verkehr etc.

Doch die neuen Medien lassen die staatlichen Behinderungen immer wieder alt aussehen: China versucht seit Jahr und Tag (unter kräftiger Mithilfe von Google oder Yahoo), sich von demokratisch freier Kritik abzuschotten. Der Aufwand ist hoch, der Erfolg mäßig. Erst recht gilt das für junge Systeme wie eben Twitter und für Situationen, auf die eine repressive Macht schlecht vorbereitet ist.

Was sich dieser Tage bei den Jungen und den Urbanen im Iran abspielt (man darf sich natürlich nicht täuschen lassen: die neuen Medien sind nach wie vor vornehmlich den sozial Bessergestellten zugänglich), hat kaum jemand erwartet. Es ist aber eine natürliche Entwicklung, wenn ein konservatives Repressionsregime wankt. Man muss gar keine Prognosen abgeben, ob die Proteste kurzfristig Erfolge zeitigen werden (eher nicht). Aber ein Indiz dafür, dass auch im Iran die Uhren schneller anders gehen könnten, als sich die alten Herren vom Wächterrat träumen lassen, sind die Vorgänge allemal.

Man erinnert sich ja noch an Salam Pax, jenen Nickname, unter dem ein Blogger aus dem belagerten Bagdad anno 2003 berühmt wurde. Vielleicht gebührt ähnliche Ehre bald dem Twitter-User "persiankiwi", der die Landsleute - und die Welt! - mit seinen Kurzmeldungen auf dem Laufenden hielt, als die Revolutionswächter längst das Filmen auf den Straßen zu unterbinden versucht hatten. Vielleicht ist "Twitter" auch das Synonym für einen neuen Aufbruch im Land der Islamischen Revolution.

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