Blick über den Stacheldraht

Als Herausgeber erscheint der „Nationalrat der nationalen Front“ in der DDR, als Zweck der Publikation gilt aufzuzeigen, welche geistigen und politischen Strömungen in der BRD feststellbar sind. Als solche werden unter anderen angeführt: Uberwindung des status quo, Wiedervereinigung mit Grenzänderungen, Alleinvertretungsrecht für alle Deutschen, Ablehnung des Potsdamer Abkommens, Rehabilitierung des Hitler-Faschismus, Revanche für die Niederlage im zweiten Weltkrieg, atomare Aufrüstung, konterrevolutionärer Umsturz in den sozialistischen Ländern Ost- und Südosteuropas, Machterweiterung, Vorherrschaft | in Europa. Dieser Katalog wird im Zusammenhang mit der NATO und der EWG erläutert, innenpolitisch an Hand der Parteipolitik einschließlich der NPD nebst Betrachtungen über Widerstand und Dolchstoßlegende. Es mag sein, daß die USA, England und Frankreich die Bundesrepublik anders sehen, und wahrscheinlich ist das Bild vom Ostblock her in manchem einseitig und irrig. Die zahlreichen Angaben über Regierung, Bundeswehr, Rüstungsindustrie, Unterricht, Presse, Propaganda und Wirtschaft sind aber derart genau dokumentiert, daß sie in verschiedenen Bereichen als brauchbarer Nachschlagebehelf über die BRD dienen können. Unwillkürlich drängen sich dem Leser Parallelen zwischen 1918 bis 1938 und 1945 bis 1966 auf, je zwei Jahrzehnte mit deutlicher Geschichtswiederholung, wie die Sieger statt eines dauerhaften Friedens gefährlichen Zündstoff angehäuft haben, wie die Weltpolitik in beiden Fällen die Besiegten unzufrieden gemacht hat. Diese Unzufriedenheit führt zu Erscheinungen, in denen das „graubuch“ einen drohenden Kriegsgeist zu erkennen glaubt und daher allen zuruft: „Menschen, seid wachsam!“ Die Warnungen des „Nationalrates der nationalen Front“ eignen sich nicht als Massenlektüre, alle in Landesverteidigungsfragen führenden Personen sollten sie jedoch eifrigst studieren.