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Gott und die Seele

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NEUROSE UND RELIGION. Krankheitsbilder und ihre Problematik. Herausgegeben von Josef R u d I n. Walter-Verlag, Ölten und Freiburg I. B. 166 Seiten. Preis 18 sFr.

Im Mai 1962 trafen in Zürich 50 Fachgelehrte einander zu einem „Symposium katholischer Psychotherapeuten“. Die vier wichtigsten Vorträge (von Gton Condrau, Josef Ru-din, Armin Beeli und Jolande Jacobi) liegen in diesem Buch gedruckt vor und erlauben einem größeren Interessenkreis einen Einblick in die schwierige, aber dankbare Thematik dieser Tagung.

Die Religion als eine Funktion der Seele steht natürlicherweise in Wechselwirkung mit allen anderen psychischen Funktionen und ist demgemäß auch von jeder neurotischen Erkrankung mitbetroffen. Die vier Autoren des Buches repräsentieren verschiedene psychotherapeutische Schulen und setzen möglichst vorurteilsfrei an. Gemeinsam ist ihnen zunächst nur das theologische Postulat, welches die Lehre Freuds, die Religion sei eine Kollektivneurose, ausschließt. Sonst ist jedoch auch das Religiöse für den Psychologen ein seelischer „Zustand“, und er muß sich mit ihm unter Abstraktion des Metaphysischen befassen.

Ubereinstimmend mit den neueren Publikationen C. G. Jungs wird der Religion ein hoher Rang als Festigungselement der seelischen Persönlichkeit eingeräumt. Religiöse Fehlhaltungen sind nicht selten Ursachen schwerer Neurosen und können durch psychotherapeutische Behandlungen behoben werden. Für Jugendpsychologen, aber auch für Seelsorger und Erzieher sehr instruktiv ist die Arbeit von Jolande Jacobi ,J)as Religiöse in den Malereien von seelisch Leidenden“ mit ihren Illustrationen. Der tiefe Zusammenhang von Gottes- und Teufelsbild, Ödipuskomplex und Sexualität wird deutlich. Unausgesprochene Bezüge zu manchen Produkten der modernen Kunst drängen sich auf.

Das Mißtrauen, mit dem Theologie und Psychotherapie einander gegenüberstehen, wird an diesem Buch ebenso verständlich wie die Notwendigkeit ständiger Kontakte.

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