Schmalix' "Schinken"

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Hubert Schmalix hat für das Bank Austria Kunstforum Wien an Siebdruck und Malen-mit-Zahlen gemahnende und mit Kitsch kokettierende Bilder geschaffen.

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Hubert Schmalix hat für das Bank Austria Kunstforum Wien an Siebdruck und Malen-mit-Zahlen gemahnende und mit Kitsch kokettierende Bilder geschaffen.

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Wie Collagen mit Heidi-Almhütten und klappernden Mühlen im Malen-nach-Zahlen-Stil wirkt der eine Teil, wie neugotische Kirchenfenster aus übereinandergelegten Teppichmustern, die durch zierliche Akte gebrochen werden, der andere. Hubert Schmalix wurde vom Bank Austria Kunstforum Wien ersucht, neue Werke für eine Ausstellung zu schaffen, die die Reihe der 80er-Expositionen, bisher mit Brandl und Anzinger, fortsetzt. Man wollte keine Retrospektive machen, sondern den aktuellen Schmalix vorstellen -auch, da sein Name oft immer noch voreilig mit den Neuen Wilden in Zusammenhang gebracht wird, was der Künstler, der aus der Steiermark stammt und seit den späten 80ern in Los Angeles lebt, jedoch längst hinter sich gelassen hat.

"Delikatesse des Pinselstrichs"

In Wahrheit sind es besonders ruhige Bilder, die Schmalix hier zeigt und die fast ausschließlich aus den vergangenen beiden Jahren stammen. Das hat nichts mehr mit der Malerpranke eines Wilden zu tun, diese sind nicht aus ungestümer Zufälligkeit entstanden, sondern sehr geplant, wie er selbst sagt. "Schmalix geht es um den malerischen Akt, um die Delikatesse des Pinselstrichs", sagt Kurator Florian Steininger.

Schmalix selbst beschreibt sich als Dekorateur, dem die reine Malerei wichtig ist, nicht die Aussage oder der Inhalt eines Gemäldes. "Die Auswahl meiner Themen ist sehr traditionell, aber wie meine Farben zueinander stehen, das ist, wo ich etwas geben und sagen kann. Malerei soll ein rein mechanischer Akt sein, mit viel Routine", wird Schmalix zitiert.

Er wollte sich diesmal etwas Kompliziertes vornehmen, sich an etwas abarbeiten, ohne dabei viel denken zu müssen. So begann er mit den Bildern, auf denen mehrere Teppichmuster übereinander gelegt werden und die an neugotische Kirchenfenster gemahnen. Für ihn wurde dies zu einem sinnlich-meditativen Akt wie Teppichknüpfen. Die bei Schmalix sehr oft vorkommenden Akte seiner philippinischen Frau sind wie irritierende Fremdkörper darauf gesetzt. "Spannend ist dabei unter anderem der Unterschied zwischen Nah- und Fernsicht", beschreibt Steininger. "Von weiter weg schauen die Bilder wie durch Siebdruck-Verfahren hergestellt aus, aus der Nähe erkennt man, dass alles handgemalt ist, was Schmalix ja sehr wichtig ist."

Nah-und Fernsicht spielen auch bei den wenigen Bilderrahmen der Schau eine entscheidende Rolle. Von weiter weg sehen sie prunkvoll und fast übertrieben aus, auch sie bewegen sich hart an der Grenze zu Überzeichnung und Kitsch. Doch bei näherer Betrachtung sieht man, dass sie nicht aus der spanischen Spätrenaissance stammen, sondern mit 3D-Druck aus Pappmaché geschaffen wurden. "Sie wirken üppig und prunkvoll, sind aber Trug -und sollen dazu dienen, die Werke noch bildwürdiger zu machen", sagt Steininger.

Die Malart steht auch bei der zweiten Werkserie im Vordergrund, nicht deren Inhalt: idyllische, alpine Landschaften mit Almen oder rauschenden Wasserfällen und Bächen werden dabei zum poppigen Image stilisiert. "Die Werke erinnern an Pop Art, Warhol und Lichtenstein", so Steininger zur FURCHE. "Hier schwingen Kitsch, Klischee und Heimatgefühl mit und Schmalix versteht es als Kompliment, wenn jemand die Werke als Schinken bezeichnet."

Persiflage auf den Kitsch

Die Bilder, für die er Werke aus dem 19. Jahrhundert vor sich hatte, erinnern an Malen-nach-Zahlen, jedes Element ist ausgemalt, gleichzeitig wirken sie starr und wie durch Setzkarten erzeugt.

"Dieses Skelett füllt er mit Malerei aus. Die Arbeiten sind seine Persiflage auf den Kitsch und gleichzeitig sein Bekenntnis zum traditionellen Bild", so Steininger.

Der Kurator spricht auch von einer "unglaublichen Expressivität und einer malerischen Qualität", die die gezeigten Werke ausmachen und von der "Coolness und Relaxtheit" des Künstlers, die man in den Arbeiten spüre. Dennoch ist in dieser Schau vieles redundant, in Wahrheit wurden zwei Ideen auf sich nicht stark unterscheidende Art und Weise variiert. Dass zusätzlich zu den beiden neuen Werkserien in einem Raum drei ältere Bilder ausgestellt werden und in einem weiteren außerdem Gouachen, die von einem offenen, malerischen Duktus geprägt sind, die aber teils "wie im China-Restaurant" wirken, wie Steininger selbst sagt, bringt nur wenig Abwechslung.

Schmalix Bank Austria Kunstforum bis 12. Juli, 10-19 Uhr, Fr 10-21 Uhr www.kunstforumwien.at

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