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Pavillon am Karlsplatz zu neuem Leben erweckt.

Leichtfüßig elegant thront der Otto-Wagner-Pavillon überm Karlsplatz. Kunstvoll mit goldenem, florealem Jugendstilornament verziert, ist er eins der meist fotografierten Touristenmotive Wiens. Zugänglich aber war das kleine Architekturjuwel bis dato kaum. Nun richtete das nahe Wien-Museum hier dauerhaft eine Dokumentation zu Leben und Werk Otto Wagners ein und setzte damit auch einen Schritt in Richtung "Kunstplatz Karlsplatz."

Von Renata Kassal-Mikula und Isabelle Exinger fachkundig kuratiert, wird der Pavillon als Anlaufstelle ansprechend aufbereiteter Information, die ihrem Schöpfer Referenz erweist, endlich wieder auch innen erlebbar. Die stilvoll zurückhaltend dem Jugendstilambiente angepasste Ausstellungsarchitektur belässt Otto Wagners Raum seine Wirkung. Selbstverständlich leitet ein elegantes, umlaufendes, glänzendschwarzes Vitrinenmöbel Besucher durch den Pavillon und die neun Stationen, die kompakt diverse Aspekte in Otto Wagners Oeuvre beleuchten.

Wie kein anderer prägte der Architekt, Baukünstler, Visionär, Theoretiker und Akademie-Professor ab 1894 als künstlerischer Gesamtplaner der Stadtbahn bis heute nachhaltig die Wiener Stadtlandschaft. Meisterhaft komponierte er die Trassenführungen in Hoch-und Tieflage in die Topografie, bettete sie ums Wienflusstal, über Gürtelbögen oder entlang der Vorortelinie. Als ehemalige Stadtbahnstation in der Leitfarbe Apfelgrün gestrichen, bildet der Karlsplatz-Pavillon den Ausgangspunkt zur Präsentation dieses einzigartigen Verkehrsbauwerks mit seinen verschiedenen Stationstypen. Reproduktionen von Plänen - wie Schmuckstücke vertieft in die Vitrinen eingesetzt - kurze Erläuterungstexte und historische Aufnahmen aus Museumsbestand und Bauzeit dokumentieren die Projekte. Touristenfreundlich zur Realbesichtigung am Stadtplan eingezeichnet, fehlen die nahen Mietshäuser am Naschmarkt ebenso wenig wie unrealisierte Entwürfe. So plante Wagner an der Stelle des heutigen Wien-Museums am Karlsplatz das monumentale Kaiser-Franz-Joseph-Stadtmuseum, von dem ein Modell zu sehen ist. Auch nie Gebautes wie die Kunstakademie auf der Schmelz, eine Kirche in Währing oder die Neuplanung der Kapuzinergruft lassen sich auf den in schönster Jugendstilmanier von Chefzeichner Joseph Maria Olbrich verzierten Perspektiven entdecken.

Als Wegbereiter der Moderne setzte Otto Wagner u.a. mit dem österreichischen Postsparkassenamt, dessen Schalterhalle er mit einer filigranen Glas-Stahlkonstruktion überwölbte und hoch ästhetischen Warmluftsausbläsern versah, und der Kirche am Steinhof Marksteine. Auch von ihr gibt es ein Modell, den Abschluss bildet die radial konzipierte "Großstadt"-Studie des alternden Stadtplaners, der im strengen Raster radikal modern anmutende Visionen für die Brigittenau entwickelte.

Mit diesem niveauvoll gestalteten, übersichtlichen Rundgang hat der Otto-Wagner-Pavillon eine ihm angemessene, neue Bestimmung gefunden.

Öffnungszeiten: Bis 6. November

Di-So und Feiertag 9-18 Uhr

2006: Apri-Oktober.

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