Was in meiner Seele lebt

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In Hall in Tirol läuft eine beeindruckende Schau von Werken Alexej Jawlenskys.

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In Hall in Tirol läuft eine beeindruckende Schau von Werken Alexej Jawlenskys.

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Anläßlich des Osterfestivals '98 wartet die Haller Galerie St. Barbara im Münzerturm mit einem aufsehenerregenden Ereignis auf dem Gebiet der bildenden Kunst auf. Die Ausstellung "Alexej Jawlensky" bringt - noch bis 21. Mai - eine brillante Auswahl von Werken des großen Expressionisten aus den Jahren 1911 bis 1938. Die Bilder stammen hauptsächlich aus Schweizer Familienbesitz und wurden der Öffentlichkeit bis dato kaum oder nie vorgestellt.

Jawlensky ging früh eigene künstlerische Wege; sie führten den 1864 in Rußland geborenen Maler zu einer immer konzentrierteren Vereinfachung der Form und einer glühenden - stets dunkler werdenden - Intensität der Farbe. Im "Buckel", 1911, oder in der "Turandot", beide im Münzerturm vertreten, gibt das von starken Konturen gebändigte Kolorit Zeugnis von der elementaren Gefühlswelt des Meisters. Das sichtbare Naturvorbild ist für Jawlensky nur der Schlüssel zum Unsichtbaren, das "in meiner Seele lebte". Ausdruck innerer Werte - das ist seine Botschaft!

Mit den Jahren verdichten sich die Darstellungen zum Gedankendiagramm: Landschaft, Stilleben, Gesichter werden zu Gesichten, zu subtilen, von einem spezifischen, frühen Konstruktivismus geprägten Zeichen. ("Heilandsgesicht", 1921, "Abstrakter Kopf", 1929). Trotz fortschreitender Lähmung seiner Finger durch Arthritis arbeitet der Künstler mit hingebungsvoller Leidenschaft an den tief verinnerlichten "Meditationen" - die übrigens im Mittelpunkt der Haller Schau stehen. Bilder wie "Poesie des Abendlandes", 1936, oder "Fuge in Blau und Rot", 1936, wie auch großartige Zeichnungen ("Ich war allein ...", 1938), nach Musik von Bach entstanden, sind Verlebendigung einer überpersönlichen Wirklichkeit. "Ich arbeite nur für mich und meinen Gott", schreibt er. "Oft bin ich wie ohnmächtig vor Schmerz. Aber meine Arbeit ist mein Gebet." Alexej Jawlensky stirbt 1941 in Wiesbaden.

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