Weil auch Frauen predigen können

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13 steirische Theologinnen haben Osterpredigten verfasst. Ein Büchlein dokumentiert sie - auch als Angebot zu kirchlicher Innovation.

In der Chrisammesse am Gründonnerstag hat es Benedikt XVI. bekräftigt: Zur Frauenordination habe "der selige Papst Johannes Paul II. in unwiderruflicher Weise erklärt, dass die Kirche dazu keine Vollmacht vom Herrn erhalten“ habe. Allerdings: Es ist durchaus ein substanzieller Teil der katholischen Kirche, der das nicht so sieht. Ein kleines Büchlein steirischer Theologinnen versucht diese Spannung produktiv - und vor allem: kreativ - zu nutzen. "Was Frauen zu Ostern predigen würden“ wurde vom gleichnamigen Grazer Bildungshaus in der "Edition Mariatrost“ herausgebracht. Der Konjunktiv im Titel bringt es schon auf den Punkt: Denn laut Kirchenrecht dürfen Frauen zwar "in Einzelfällen“ im Gottesdienst predigen, die Homilie in Eucharistiefeiern ist jedoch den geweihten Priestern und Diakonen vorbehalten. Gestandene Kenner der heimischen Kirche wissen natürlich, dass das Papier, auf dem dieses Kirchengesetz steht, geduldig und die Praxis weitaus toleranter ist, als es das Kirchenrecht zuließe. Aber auf eine "Ungehorsams“-Diskussion wie sie bekanntlich anderswo stattfindet, lässt sich das Büchlein nicht ein. Im Titel steht "würden“ - und das hat ja seinen Reiz.

Predigen als Möglichkeitsform

Theologisch ausgebildet sind die 13 Autorinnen der Predigten in Möglichkeitsform längst, eine Ordensfrau, Universitätstheologinnen, Pastoralassistentinnen und Religionspädagoginnen sind darunter. Im Advent 2011 sei das Projekt entstanden, schreibt Herausgeberin Marlies Prettenthaler-Heckel, das Motiv sei ganz und gar adventlich: "Es ist uns wichtig, bereit zu sein, denn niemand weiß den Tag und die Stunde, wo plötzlich Neues möglich sein wird.“

Das, was das Büchlein auszeichnet, ist der Impetus, vorhandene Möglichkeiten auszuschöpfen und zu weiten. Prettenthaler-Heckel: "Wir sind daher dem Aufruf der Diözese gefolgt, Innovationsräume zu eröffnen … Geschriebene Predigten finden vielleicht Wege auch zu jenen Menschen, die in den gewohnten Kirchenräumen nicht mehr zu Hause sind.“

Und Ostern ist ein guter Anlass, Frauen zum Predigen zu animieren: Denn die biblische Überlieferung berichtet von Frauen, denen die Osterbotschaft zuerst zuteil wurde. Wenig überraschend, dass sich Religionspädagogin Prettenthaler in ihrer Ostersonntags-"Predigt“ von Maria von Magdala, die von der frühen Kirche als "Apostola Apostolorum“, als erste der Aposteln verehrt wurde, inspirieren ließ. Auch in der Kunst gibt es unzählige Darstellungen der Begegnung von Maria und dem Auferstandenen. Prettenthaler will mit ihrer Predigt aufzeigen, dass diese Maria "uns bis heute das Entscheidende“ über Ostern“ sagt.

Beginnend zu den Lesungen und Botschaften der Karwoche sind die Texte in diesem Büchlein angeordnete, sie thematisieren auch den Karfreitag, setzen sich mit nachösterlichen Texten wie Emmaus oder dem Zweifel des Thomas (Evangelium am Weißen Sonntag) auseinander und nehmen auch noch eine Lesung des vierten Sonntags in der Osterzeit in den Blick.

Explizit als Predigt im Gottesdienst ist der Beitrag von Edith Petschnigg ausgeweisen, die sie am Karfreitag 2012 gehalten hat: Der katholische Gottesdienst an diesem Tag ist ja bekanntlich keine Eucharistiefeier, also darf frau auch predigen - und die Autorin rankt ihre Betrachtungen rund um ein Gedicht der Jüdin Hilde Domin über den Gekreuzigten.

Barbara Rauchenberger, die auch Kritiken für die FURCHE schreibt, nennt ihren Text "Eine Ostermontagsanrede“ und bringt die Emmauserzählung des Lukas-Evangeliums mit dem Prosatext "Jesus“ von Robert Walser zusammen, der für sie für "eine der außergewöhnlichsten Jesusbegegnungen der modernen Literatur“ darstellt. Rauchenberger kommt zur Schlussfolgerung: "Ostern ist mehr als ein Moment, mehr als bloßer Augenblick. Ostern hat seine Geschichte und die Wirklichkeit des Ostermorgens sucht heute wie damals nach einer Sprache.“

Aufmüpfigkeit in sanftem Gewand

Hilde Domin hat es auch Elisabeth Pernkopf angetan, denn die an der Universität Graz tätige Theologin lässt ihre Auseinandersetzung mit dem Evangelientext über den zweifelnden Thomas mit einem Domin-Gedicht ausklingen.

Anders als ähnliche spirituelle Frauenliteratur rückt "Was Frauen zu Ostern predigen würden“ nicht so sehr einen "fraulichen“ oder frauenspezifischen Aspekt in den Vordergrund. Aber wer erfahren will, dass Frauen das Predigen jedenfalls so gut könnten wie die Männer, denen dies in der katholischen Kirche immer noch weitgehend vorbehalten ist, der kann und sollte das Büchlein zur Hand nehmen.

Aufmüpfigkeit in sanftem Gewand - so könnte man das Unterfangen auch übertiteln. Man sollte die Pfarrer-Initiative und diese 13 steirischen Theologinnen weder in einen Topf werfen und schon gar nicht gleichsetzen. Aber beiden geht es um ein ähnliches Anliegen. Den innerkirchlichen (Spiel-)Raum zu weiten, braucht viele Initiativen. Das beschriebene Büchlein stellt eine davon dar.

Was Frauen zu Ostern predigen würden

Hg. von Marlies Prettenthaler-Heckel.

Edition Mariatrost 2012. 56 S., kt. e 7,- Bestellung: www.mariatrost.at

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