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Handkes "Spuren der Verirrten" am Akademietheater: belanglos und ungeeignet für das Theater.

Ist das Sprechtheater wirklich zuständig für Peter Handkes Assoziationsketten oder handelt es sich um ein jahrelanges Missverständnis? Die Österreich-Premiere von Spuren der Verirrten ließ etliche Ratlose zurück. Nur dominieren allgemeine Zweifel und Vorsicht, wenn es darum geht, das Werk des vielfach preisgekrönten Autors in Frage zu stellen. Dass Handke - laut eigener Aussage aus den Anfängen seiner Karriere - eigentlich wider Willen zum Theater gekommen ist, spürt man immer noch. Oder besser: mehr denn je.

Die 33-jährige Hamburgerin Friederike Heller, die mit Handke-Inszenierungen ihren Ruf als einfallsreiche Regisseurin behauptet, hat die österreichische Erstaufführung eingerichtet (für die Uraufführung hatte Altmeister Peymann am Berliner Ensemble gesorgt), und sie hat sich wirklich bemüht.

Erstens hat sie mit Sabine Kohlstedt eine kluge Ausstatterin geholt, die die Bühne des Akademietheaters als Negativbild gestaltet hat. Auf schwarzem Hintergrund markieren weiße Rechtecke die psychedelisch wirkende Schräge. Aufgrund der Bodenraster wirken die - ebenfalls in Schwarzweiß eingekleideten - Schauspieler (mit seltenen Verweisen in glückliche, weil bunte Zeiten, durch grellgrüne Pumps oder rosa Jacken angedeutet) wie auf einem Spielbrett angeordnet. Auf die wunderschön angelegte Fluchtperspektive möchten Handkes Figuren beim Versuch, sich als Paar zu definieren (das ist der Plot), gerne zurückgreifen. (Während einige Zuseher die Anregung genutzt und tatsächlich die Flucht ergriffen haben).

Zweitens hat Heller die Hamburger Band "Kante" engagiert. Die fünf Musiker sind die gesamte Inszenierung hindurch auf der Bühne und tragen zu den wenigen Momenten bei, in welchen man gerne zuhört. Noch besser wäre es allerdings, wenn Heller die Inszenierung als "Kante"-Konzert mit Sprechtheater-Elementen konzipiert hätte.

Drittens versucht das sechsköpfige Ensemble, das aus drei Paaren besteht (Bibiana Zeller und Rudolf Melichar, Sachiko Hara und Jörg Ratjen, Petra Morzé und Philipp Hochmair), ehrlich und engagiert szenische Vorgänge zu finden, wo unzusammenhängende Worthülsen jegliche Dramatik verweigern.

Drei Punkte, die man der überlegten Regie zugute halten muss, der Rest spricht für sich selbst und fragt: Muss jeder Handke-Text, egal wie belanglos er ist, aufgeführt werden? Und warum? Weil Handke als bedeutender Autor gilt?

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