Mehr Zeit für die Familie

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Wie wichtig es ist, in einer Familie Zeit für einander zu haben, wird oft zu spät erkannt:

* wenn Eltern sagen, dass sie mit den Enkeln das nachholen wollen, was sie mit ihren Kindern versäumt haben;

* wenn Erwachsene das Scheitern ihrer Beziehung reflektieren;

* wenn Kinder sich von den Eltern am Ende des Lebens verabschieden müssen.

Auch für die Realisierung des Kinderwunsches gilt die Zeit als wesentliche Voraussetzung. Zeit, Geld und Infrastruktur können als Dreifaltigkeit der Familiensoziologie und Familienpolitik gelten. Die öffentliche Debatte kreist allerdings nur um zwei dieser Themen: die Höhe der Geldleistungen und den Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen. Dass Familien auch Zeit brauchen, wird öffentlich nicht erörtert. Vielleicht hängt das damit zusammen, dass der entscheidende Akteur, der diese Ressource gewährleisten kann, nicht der Staat ist, und daher nicht die Politik verantwortlich gemacht werden kann, wenn es hier Fehlentwicklungen gibt.

Für die Gewinnung von Zeit für familiale Beziehungen ist vielmehr die Gestaltung der Arbeitszeit maßgeblich. Sie steht insbesondere in jenem Alter, das für die Realisierung des Kinderwunsches bedeutsam ist, komplementär zur Freizeit, die für familiale Beziehungen genutzt werden kann. Für diesen Zusammenhang wird oft das Bild der "Work-Life-Balance" gebraucht. Wörtlich genommen ist das allerdings fatal, weil es die Arbeit gleichsam als Gegenort des Lebens zeigt und nicht sichtbar macht, dass nur ein ausgewogenes Zusammenspiel von Arbeit und Freizeit bzw. Familienzeit Leben in Fülle ermöglicht.

Neben Geld und Betreuung ist daher von entscheidender Bedeutung, auch eine neue Kultur der Arbeitszeit zu gewinnen, um der Verantwortung für die Familien gerecht zu werden.

Der Autor ist Professor für Arbeits- und Sozialrecht und Leiter des Instituts für Familienforschung

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