Niedrigzinsphase bringt Bausparkassen unter Druck

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Jahrzehntelang standen die Bausparkassen wie ein Fels in der Brandung des Auf und Ab der Kreditzinsen. Die sechs Prozent Zinsen für Bauspardarlehen schienen die Unverrückbarkeit der Zahl Pi für die Berechnung des Kreisumfanges zu haben. Nicht einmal die seit Jahren stufenweise Kürzung der staatlichen Prämie für das Bausparen änderte etwas an dieser Einschätzung, blieb doch die Mittelaufbringung für die Darlehen davon weitgehend unberührt. Millionen Österreicher haben einen Bausparvertrag, Hunderttausende verdanken ihr Eigenheim dieser Institution.

Dank der staatlichen Förderung, die für eine attraktive Einlagenverzinsung sorgte, überstanden die Bausparkassen sogar extreme Hochzinsphasen. In Turbulenzen brachte sie jetzt paradoxerweise die lang anhaltende Niedrigzinsphase. Kommerzbanken bieten seit längerem Darlehen für den Hausbau deutlich unter sechs Prozent an, was zu einem deutlichen Rückgang der Nachfrage nach Bauspardarlehen bzw. sogar zu Umschuldungen bei bestehenden Darlehen führte. Da die Bausparkassen für Einlagen weiterhin 4,5 Prozent zahlten - ein Zinssatz, der über dem Zinssatz für Darlehen der Banken liegt! - drohte ihnen die Luft auszugehen.

Nach längerem Zögern haben die Bausparkassen jetzt sowohl die Zinsen für bestehende und neue Darlehen als auch für neue Einlagen gesenkt. Ob diese Maßnahme, die nach Meinung einiger Experten zu spät getroffen wurde, ausreicht, um den Bausparkassen ihren Stellenwert in der Wohnbaufinanzierung zu erhalten, werden die nächsten Monate zeigen. So schön es für die Bausparer ist, daß die schon getätigten Einlagen weiterhin mit dem alten (hohen) Zinssatz verzinst werden, so teuer ist das für die Bausparkassen. Was vermutlich mit ein Grund ist, daß man bei den Darlehenszinsen nicht auf das Niveau der Kommerzbanken hinuntergehen konnte. Dort aber liegt die Gefahr: Das Zinsbewußtsein ist allgemein gestiegen, und hat die traditionelle Klientel der Bausparkassen erst einmal die Erfahrung gemacht, daß es auch ohne diese geht, wird sie nur schwer zurückzugewinnen sein. Umsomehr, als sich die Furcht vor überraschenden Zinsanstiegen im preisstabilen Euroland - zu Recht - in Grenzen hält.

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