Friedenstaube - © Rainer Messerklinger

Peter Strasser: Wie gelingt Versöhnung?

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Wie geht man mit dem absolut Bösen um und lässt sich alles verzeihen? Der Philosoph Peter Strasser über Dunkelbereiche, Unversöhnlichkeit und Gnade.

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Wie geht man mit dem absolut Bösen um und lässt sich alles verzeihen? Der Philosoph Peter Strasser über Dunkelbereiche, Unversöhnlichkeit und Gnade.

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Nichts stünde unserer Zeit besser an als der „Geist der Versöhnung“. Immer wieder wird er beschworen. Faktum aber ist, dass zwischen vielen Nationen, Gruppen und Einzelnen der Wille zur Unversöhnlichkeit vorzuherrschen scheint.

Neben vielen äußeren Gründen, zum Beispiel dem Glauben an die persönliche Übermacht oder dem Hass auf das Feindobjekt, mag ein strategischer Aspekt eine Rolle spielen: Man hat sich hinter dem eigenen Glauben, der eigenen Ideologie zwanghaft verschanzt, um den menschlichen Drang, andere zu verstehen, erst gar nicht wirksam werden zu lassen. Die anderen sollten als die „Anderen“ fixiert werden. Dabei haben Groß- und Kleinschreibung eine thematische Bedeutung.

Adolf Hitler – er ist für uns der paradigmatische Andere – berichtet in „Mein Kampf“, wie er eines Tages in Wien „auf eine Erscheinung in langem Kaftan mit schwarzen Locken“ stieß. Diese Erscheinung, so Hitlers Legende, wird zum Auslöser, um das jüdische Wesen zu erkennen. Was er gesehen hatte, war kein Deutscher, nein, es war „der Jude“ und als solcher der Andere, eine apokalyptische Gestalt. Wörtlich: „Siegt der Jude mit Hilfe seines marxistischen Glaubensbekenntnisses über die Völker dieser Welt, dann wird seine Krone der Totentanz der Menschheit sein.“

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