6774015-1969_14_20.jpg
Digital In Arbeit

Euro-Festivalcenter

Werbung
Werbung
Werbung

Seit Oktober 1966 hat Madrid eine der imposantesten Konzerthallen der Welt. Die hervorragende Akustik des alten „Teatro Real“ wurde bei den Restaurierungsarbeiten bis zur äußersten Möglichkeit verbessert und kann heute mit jener der Mailänder „Scala“ verglichen werden. Diese Akustik sowie die majestätische Schönheit und Perfektion des Gebäudes gaben den Ausschlag dafür, das „Teatro Real“ für das Eurovisionsfestival auszuwählen, der am 29. März in Madrid stattfand.

Nach der Zerstörung des alten „Teatro Real“, das 1929 einem Brand zum Opfer fiel, wurde es in seiner neuen Form dem modernsten Stand angepaßt. Außer der bereits erwähnten Konzerthalle beherbergt es heute auch zahlreiche andere Lokalitäten. So z. B. zehn Klassenräume der Hochschule für Dramaturgie, Bibliotheken, Archiv, Direktionsdepartement und ein weiteres Kleintheater für 350 Besucher. Weiter befindet sich im neuen Theater das Konservatorium mit 23 Klassen, ein Fernsehstudio und ein Probetheater, welches 16 Meter unter dem Straßenniveau liegt.

Ursprünglich sollte das Theater nach seiner Restaurierung auch die Möglichkeit ' i!3flögemäuäüh“ruhgen bieten. Dieser Plan wurde jedoch später wieder verworfen, da einerseits der Ausbau der Bühne für große Szenerien und deren Wechsel sehr kostspielig gewesen wäre und anderseits die geplante Madrider Staatsoper nicht bereits vor ihrem Bau entthront werden sollte. So wurde man schließlich einig, das „Teatro Real“ als Konzerthalle auszubauen, in der heute dreimal wöchentlich das spanische Nationalorchester gastiert.

Mit Ausnahme einiger moderner Gemälde hat die Dekoration und Innenarchitektur den originalen neuklassischen Stil des alten „Teatro Real“ beibehalten. Es gleicht einem Museum, in dem Meisterwerke der verschiedenen Kunstepochen vergangener Jahrhunderte in Spanien vereinigt sind. Besonders hervorzuheben ist die gewaltige Orgel mit 5500 Pfeifen, welche von einem elektronischen Gehirn kontrolliert werden. Bibliotheken, kleine Museen und Diskotheken, in denen die Geschichte der Musik der ganzen Welt dokumentiert ist, ergänzen das Bild und machen das „Teatro Real“ zu einem wertvollen Kunstzentrum.

Neben dem Theater ist der Bau einer Tiefgarage geplant, in welcher den Besuchern mehr als tausend Parkplätze zur Verfügung stehen werden. Das Theater wurde nach Anleitung der Pläne des Architekten Lopez Aguado wiederaufgebaut, der 1818 mit der Restaurierung des damals „Teatro de los Canos del Peral“ genannten Theaters begann, welches vom Grundwasser zerstört wurde. Vierzig Jahre später, 1850, wurde das „Teatro Real“ von Königin Elisabeth II. von Spanien wieder eröffnet. Die Chronik berichtet darüber: „In dieser Nacht lauschte ganz Madrid' der unvergeßlichen Stimme Marieta Albinonis, die ,La Favorita' von Do-nizetti sang.“

Siebzig Jahre später mußte das abermals vom Grundwasser bedrohte Theater wiederum geschlossen werden. Auf dem Programm des letzten Abends stand „La Boheme“, die von den damaligen Größen des spanischen „Bei Canto“, Miguel Fleta, Matilde Revenga und Anibal Vela aufgeführt wurde. Dieser Abend soll der endgültige Anlaß gewesen sein, das Theater zu schließen, da die begeisterten Ovationen des Publikums den Verputz von den völlig durchnäßten Wänden bröckeln ließ. 41 Jahre lang blieb das Theater geschlossen. Der bereits erwähnte Brand im Jahre 1929 hatte die kurz zuvor begonnenen Restaurierungs-arbeiten wieder zunichte gemacht. Durch die kostspieligen Spezial-konstruktionen des Fundamentes konnte nun aber endgültig die nochmalige Gefährdung durch Grundwasser ausgeschlossen werden. Heute, in einem modernen Madrid mit neuerwachtem Musikinteresse, ist das „Teatro Real“ Zentrum und Treffpunkt aller Musik- und Kunstliebhaber.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung