Napszállta – Sunset - <strong>Budapest, anno 1913</strong><br />
Wo sich Írisz Leiter (Juli Jakab) herumtreibt, dort werden düstere Vorgänge geradezu angezogen … - © Thimfilm

Enigmatische Gesellschaft

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„Napszállta – Sunset“: In seinem zweiten großen Spielfilm erzählt der ungarische Regisseur László Nemes die Geschichte der Írisz Leiter in Budapest am Vorabend des Ersten Weltkriegs.

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„Napszállta – Sunset“: In seinem zweiten großen Spielfilm erzählt der ungarische Regisseur László Nemes die Geschichte der Írisz Leiter in Budapest am Vorabend des Ersten Weltkriegs.

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Mit seinem Spielfilmerstling „Saul fia/Son of Saul“ schrieb der ungarische Regisseur László Nemes vor vier Jahren Filmgeschichte. Vor allem der atemlose Film-Stil von Kameramann Mátyás Erdély, der die extreme Beklemmung eines Konzentrationslagers plastisch auf die Leinwand zu bringen suchte, ermöglichte eine neue Bildsprache im Kino.

Drei Jahre später setzt das Duo Nemes/Erély die cineastische Innovation erneut in einem Film um: „Napszállta – Sunset“ gewann im Herbst bei den Filmfestpielen in Venedig der Preis der internationalen Filmkritik. Und auch wenn das fast zweieinhalbstündige Tableau dem Zuschauer Konzentration und Sitzfleisch abverlangt, erweist sich das Nemes-Werk wieder als meisterhaftes großes Kino, das zweifellos zu den Highlights der Kinosaison zählt.

„Napszállta – Sunset“ setzt sich nicht mit dem Grauen der Schoa auseinander, aber auch die Atmosphäre in Budapest am Vorabend des Ersten Weltkriegs ist todesahnungsgeschwängert. Und insofern der Erste Weltkrieg das erste große Weltgemetzel darstellte, ohne das die Gräuel der NS-Herrschaft nicht zu denken wären, zeigen beide Filmstoffe einen inneren Zusammenhang.

Während aber in „Saul fia/Son of Saul“ Nemes’ Plot quasidokumentarisch daherkommt, versucht sich der Regisseur in „Napszállta – Sunset“ an unentschlüsselten Verwirrungen der Handlung; Verwandtschaften zu Stefan Zweigs „Welt von ges­tern“ wie zu Arthurs Schnitzlers „Traumnovelle“ lassen sich unschwer herstellen: Europa am Abgrund, in der Dämmerung eben, wie der Titel suggeriert, diesmal in Budapest, der zweiten großen Donaumetrople und Konkurrenzstadt zu Wien, wo Freuds und eben Zweigs und Schnitzlers Inspirationen herkamen.

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