Stillstand - © Stadtkino

"Stillstand": Das Zeitzeugnis

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Nikolaus Geyrhalter betätigt sich in „Stillstand“ als Chronist der Pandemie. Ein Ereignis von einem Dokumentarfilm.

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Nikolaus Geyrhalter betätigt sich in „Stillstand“ als Chronist der Pandemie. Ein Ereignis von einem Dokumentarfilm.

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Wir haben es alle erlebt – die Corona-Pandemie mit ihren Lockdowns, die ab März 2020 unversehens das Leben in Österreich wie sonst wo auf der Welt zum Stillstand gebracht hat. „Stillstand“ nennt Nikolaus Geyrhalter auch seinen eindrücklichen Dokumentarfilm, mit dem sich der international erfolgreiche Filmemacher als Chronist der Ereignisse in seiner Heimat betätigt.

Geyrhalters typische Bildsprache – lange, stille Einstellungen, oft in der Totale – scheint wie geschaffen, um das, was zwischen März 2020 und Dezember 2021 hierzulande geschah, für die Kinoleinwand einzufangen: belebte Straßen, die von einem Tag auf den anderen menschenleer sind. Der Flughafen Wien innen wie außen auf dem Rollfeld ein weites Feld zum Meditieren. Wer sich heute in Schwechat durchwuseln muss, hat schon längst vergessen, wie beschaulich dieser Ort sein konnte – wenn auch gezwungenermaßen. Dort auch das Passagierflugzeug der AUA, angestopft und vollgezurrt mit Gütern zur Pandemiebekämpfung. Wer erinnert sich noch an Auftritte wie jenen von Ernst Molden, der vom Balkon seiner Wohnung an der Landstraßer Hauptstraße Songs der Ermutigung zum Besten gab – als Zeichen von Solidarität in der Vereinzelung der Lockdowns. Oder das in Schutzanzüge gequetschte Personal in den Spitälern, das um die schweren Coronafälle kämpft. Daneben der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker, der auf die Impfung hofft – und dann nur wenige Monate später die Demonstrationen, deren Teilnehmer „Freiheit“ schreien und die Regierenden beschimpfen ...

All das scheint zwei Jahre später schon längst vergessen, wird aber in den eindringlichen Bildern, die Nikolaus Geyrhalter in „Stillstand“ zusammengesammelt hat, unversehens präsent. Ein Zeugnis der Zeitgeschichte, aber – ohne Schaum vor dem Mund oder irgendeine ideologische Schlagseite – auch ein bewegtes Mahnmal für das, was eine Gesellschaft erlebt und erlitten hat und was viel zu schnell aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden ist.

Man kann Geyrhalter – politisch – für „Stillstand“ nur loben und dem Film zusätzlich bescheinigen, dass die 137 Minuten, die er dauert, nicht eine einzige Länge aufweisen. Fulminant!

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