Liebenswürdigkeiten

Neben unserer genugsam festgestellten tiefen existenziellen Betroffenheit, an der nicht gezweifelt werden soll, ist auch noch etwas anderes, Gemütlicheres in uns, das nichtsdestoweniger auch sehr tief hinabreicht, eben bis ins Gemüt, sofern eines da ist. Ist man aber an der Hand eines modernen Grundlagenvernichters eben am Rand eines Abgrundes spazierengegangen und hat da hinuntergeblickt, getraut man sich nicht einmal mehr zu schmunzeln, wenn man diese wirklich lieben Geschichten liest. Aber dann tut man’s doch und freut sich, daß solche Dinge noch geschrieben werden. Diese 30 kurzen Erzählungen, keine länger als sechs Seiten, künden von der Liebenswürdigkeit ihres Verfassers, der sich wahrlich nicht in den Kopf gesetzt hat, uns zu schockieren oder unglücklich zu machen. Wir dürfen es ihm danken, weil alles echt und zuweilen auch ergreifend ist, wie die Geschichte von „Josefine“. Warum haben wir denn immer das Gefühl, die Angeschmierten zu sein, wenn uns nicht unsere schauerliche Zukunft oder, besser, Zukunftslosig- keit vor Augen geführt wird? Gestehen wir es, daß ihm unsere Sympathie gehört! So recht vaterländisch ist das geschrieben, so wie wir es lieben, genau wie andere Völker auch. Man sollte es vielen zu lesen geben.