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Der neue Bären-Dienst

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In den Wochen, in denen der letzte Schnee schmilzt und die ersten blühenden Frühlingsboten die erwachende Sonne grüßen, reibt sich Meister Petz den Winterschlaf aus den Augen. „Rin ich ein sogenannter Problembär?", fragt sich brummend unser pelziger Freund.

30 Rraunbären sollen in Osterreich - so der WWF - in den nächsten Jahren friedlich in unseren Wäldern leben. Um das sicherzustellen, gibt es nun ein Rären-Management. Der kostenmäßige Argwohn, den schon das Wort erweckt, ist berechtigt. 14 Millionen Schilling werden nötig sein, um die Raren zu „managen", nicht ganz eine halbe Million pro Exemplar. Denn immerhin sollen „Bären-treiber" pro Einsatztag 3.500 Schilling verdienen - und auch ein „Rärenan walt", der sich der eventuell komplizierten, von Raren verursachten Rechtsgeschäfte annimmt, ist mit 1.100 Schilling Tageshonorar vorgesehen. Ob angesichts der Tarifdifferenz die Anwälte versucht sein könnten, den Treibern ins Handwerk zu pfuschen, erscheint naheliegend. Vielleicht sind Einsparungen möglich, indem man Rärentrei-ber und Rärenanwälte in Personalunion engagiert, falls das die Arbeitsmarktverwaltung zuläßt.

Wie leider öfter beim öffentlichen Management, liegt die Kostenschätzung zu niedrig. Der oberösterreichische Agrar-Landesrat Hofinger, durch den Auftritt von Bären in seinem Ressort leidgeprüft, schätzt den Bären-Aufwand mit 45 Millionen Schilling wesentlich höher ein. Das wären eineinhalb Millionen pro Rrummtier.

Landesrat Hofinger ist von Reruf ein schlichter Landwirt und kein Populist. Aber angesichts der neuen Rären-Dienste begann er in einer Weise laut nachzudenken, die man im ursprünglichen und nicht mißverstandenen Sinn gesunden Hausverstand nennen muß. Angesichts von Sparpaketen und ßelastungen, so meinte der Ag-rar-Politiker, sei diese Förderung der großen Tiere denn doch eine Zumutung.

Auch wenn sich die EU nicht lumpen läßt und 75 Prozent der 14 Millionen Schilling springen läßt, bleiben 25 Prozent, die das Umweltministerium und die Bundesländer Steiermark, Kärnten, Nieder- und Oberösterreich zahlen sollen. Und da es bei den 14 Millionen nicht bleibt, droht da den öffentlichen Händen Österreichs noch einiges.

Bravo, denkt und ruft da der Steuerzahler! Einmal ein Politiker, der an die Folgekosten denkt. Hofinger dreht das von Natur- und Umweltschützern häufig gebrauchte Verursacherprinzip einmal um: „Wer die Raren will, soll für die Raren zahlen! Nicht wieder die Allgemeinheit!"

Überhaupt: Ein Rar müßte man sein! Familienväter, die ihre Sprößlinge „managen", von Alleinerzieherinnen ganz zu schweigen, können bekanntlich von EU-Millionen nur träumen. „Menschenschutz geht vor Rärenschutz!" formulierte griffig der oberösterreichische Landesrat, wissend auch um Gefahren und Schäden nicht nur für die Landwirtschaft, sondern auch für unvorsichtige Menschen. Wenn es zum Konflikt kommt, steht da der von Rrüssel finanzierte Bären-Anwalt kontra dem Vertreter eines Kindes, dr^n keine EU bezahlt. Irgendwie, so ist zu vermuten, müssen die Experten in Rrüssel die Rraunbären für eine Art drollige Teddybären-Population in den Alpenländern halten.

Da werden österreichische Anträge von Spitals- und Wirtschaftsprojekten, von Kinder- und Kultureinrichtungen, von dringenden Sanierungen und Rildungsvorhaben als nicht förderwürdig qualifiziert - aber für die Raren rollt der Eurubel! Oder ist der Wunsch nach möglichst vielen Raren und Wölfen, die wie einst unsere Wälder durchstreifen, die Sehnsucht nach einer Märchen-Realität? Sollen leibhaftige Raren und Gemsen den bedrohten Tourismus retten?

Im Nationalpark Rerchtesgaden wußten da zwei heitere Jünglinge wesentlich billigeren Rat. Sie hüllten sich in Rärenfelle und schreckten ahnungslose Wald-Spaziergänger. Es ist nicht amtsbekannt, daß sie dafür von der EU unterstützt oder vom WWF belohnt wurden.

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