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Die Farbe der Verzweiflung

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Warum kann man in den Kinos Ouagadougous keinen einzigen afrikanischen Film sehen, zumal es doch welche gibt? Die Antwort auf diese Frage war 1969 „Die Woche des afrikanischen Kinos in Ouagadougou”. In der Tat kam das Kino schon Ende des 19 Jahrhunderts, kurz nach seiner Erfindung, nach Afrika. Der erste von einem Schwarzen gedrehte afrikanische Film entstand erst 1953. Es dauerte weitere zehn Jahre bis es Ousmane Sembene gelang, mit seinem Film „Borrom Sarret” und später mit „Taaw'-inter-nationale Bekanntheit zu erreichen.

Der afrikanische Film hatte in seiner Geschichte stets, auch heute, mit großen Problemen zu kämpfen, nicht zuletzt wegen der imperialistischen Politik europäischer Filmverleihe.

Hauptproblem im heutigen Afrika ist, daß die zahlenmäßig kleine herrschende Klasse alles daran setzt, ihren Lebensstatus durch die Aufrechterhaltung ausländischer Wirtschaftsinteressen zu wahren. Davon handeln auch die acht Filme aus Schwarzafrika, die im Bahmen des afrikanischen Filmwochenendes im Filmhaus Stöbergasse zu sehen waren.

Besonders deutlich werden die Probleme in den Filmen von Jean Marie Teno aus Kamerun, der 20 Jahre im Ausland verbrachte und dadurch seine Heimat objektiver betrachtet als viele seiner Kollegen. Die Dokumentationen „Afrique, je te plumerai” (Afrika, ich werden dich ausbeuten) und „La tete dans les nuages” (Der Kopf in den Wolken), charakterisiert am besten eine Aussage des Regisseurs: „Ich kam zu dem Schluß, daß die Gewalt der Armee, die Gewalt, die durch die Zensur ausgeübt wird, und auch die Gewalt, die sich darin äußert, daß unserer eigenen Kultur jede Existenzberechtigung abgesprochen wird, angewendet wird, um ausländische Wirtschaftsinteressen zu sichern. Deshalb kämpfen Menschen in Afrika dafür, daß wir endlich die Kontrolle über unsere Arbeitsbedingungen und über das, was in unseren Ländern passiert, selbst ausüben können. Und so entwickelte sich dieses Filmprojekt.”

Auch dem Eröffnungsfilm „Guim-ba” (in einer afrikanischen Sprache mit Untertiteln) von Cheick Öumar

Sissoko liegt dieses Thema zugrunde. Allerdings wird es als Parabel behandelt: das Dorf Sitakilli leidet unter der brutalen Willkürherrschaft eines Tyrannen, der Frau und Tochter eines al -ten adligen Einwohners für sich beansprucht. Der Film wurde mit dem großen Preis der Jury FESPACO (panafrikanisches Festival des Kinos von Ouagadougou) ausgezeichnet.

„Touki Bouki” (1973 ) von Djibril Diop Mambety, ein Film von politischer und filmhistorischer Bedeutung, schildert die Geschichte des auf dem Land aufgewachsenen Mory, der von Paris träumt und nach Dakar fährt, um von dort aus in die französische Metropole zu gelangen. Letztendlich kehrt er aber zu seinen eigenen Wurzeln zurück. Vom selben Regisseur stammt auch „Hyenes”, eine senegalische Version von Friedrich Dürrenmatts „Besuch der alten Dame”.

Trotz des immer stärker werdenen Wunsches der Bevölkerung nach Demokratie spricht die herrschende Klasse dieser Kultur weiterhin jedes Existenzrecht ab. Dieses vielleicht größte Problem Afrikas drückt in einer Dokumentation von Jean Marie Teno ein Akademiker aus: „Wir haben Universitäten besucht, um jemand zu werden, ein Weißer -Schwarz ist immer noch die Farbe der Verzweiflung.”

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