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Die Kunst der Urbs

19451960198020002020

Rom in seinen Kunstdenkmalen. Von Hajo Iappe. Böhlau-Verlag, Köln-Graz. 168 Seiten und 19 Bildtafeln. Preis 78 S

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Rom in seinen Kunstdenkmalen. Von Hajo Iappe. Böhlau-Verlag, Köln-Graz. 168 Seiten und 19 Bildtafeln. Preis 78 S

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Mit außergewöhnlicher Sachkenntnis und stärkster Einfühlung gibt der Verfasser geistesgeschichtliche Deutungen einer Reihe der aufschlußreichsten Kunstdenkmale der Ewigen Stadt; dies in der Absicht, aus dieser Zusammenscbau das alle Zeitwenden überdauernde und die Geschichte Europas mitbestimmende Wesen der Urbs zu umschreiben.

Schon die Auswahl dieser Hochleistungen des Kunstschaffens ist eine streng sinnvolle; nicht nur Allbekanntes wird betrachtet; die Interpretation erfolgt ehrfurchtsvoll behutsam, ohne Betonung'persönlicher Meinungen und „Standpunkte“ — reif und vornehm. Die Kunstschöpfungen werden als Produkte ihrer geschichtlichen Umwelt und noch mehr des Wesens ihrer Urheber erfaßt. So runden sich in diesem vorzüglichen Buch die Schilderungen zum Beispiel der Werke Raffaels und Michelangelos zu wohldurchdachten Deutungen der Geistigkeit und der Entwicklung dieser großen Meister, wobei namentlich die Stellung unserer Generation zu dem Urbi-naten eine höchst notwendige Klärung und Berichtigung erfährt.

Bei diesen Darlegungen kommt der so aufschlußreiche römische Manierismus entschieden zu kurz; doch die Beleuchtung der Auswirkungen des römischen Barock auf die Kunst Europas besitzt bleibenden Wert. Wo Jappe die römischen Plätze und Brunnen, die in Italien entstandenen Gemilde des Claude Lorrain betrachtet, erfaßt er meisterlich die ge-schichtsbeladene Stimmung römischer Veduten, rührt er an das, was die Stadt zwar nicht dem schnelligkeitsbesessenen Halbtagstouristen, wohl aber dem gebildeten, aufgeschlossenen und denkenden Besucher geben kann — an den ewigkeitsschweren Zypressenduft Roms.

Das Buch erschließt skh erst aufmerksamer, wiederholter Lesung. Rühmend wollen wir vermerken, daß sein Verfasser es wagte, seine Gedankengänge nicht in banalem reportagehaftem Alltagston, sondern in höchst gehaltvollem, wenn auch nicht immer leichtflüssigem Stil von persönlichster Prägung auszudrücken. Er rückt damit entschieden von der platten, gleichgeschalteten Popularität ab, die in den Nachkriegsjahren propagiert, ja nahezu gefordert wird. .

So ist das adelige Buch mit seinen sparsam gewählten Bildtafeln ein wertvoller Beitrag zu der stets in Fluß bleibenden Auseinandersetzung zwischen deutschem Geist und römischem Wesen, eine nützliche Ergänzung zu Leo Bruhns' klassischem Werk über „Die Kunst der Stadt Rom“.

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