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Im Kaleidoskop und am Parkring

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Nicht nur das absolut ebenerdige Josefstädjgr Theater, auch das Kellertheater am Pärkring hat neuerdings eine literarische Dependance: im ,k a 1 e i d o s k o p“, das seit einiger Zeit herrenlos war. Die Eröffnungsaufführung stand denn auch im Zeichen eines zutiefst literarischen Stoffes (Halbstarkenprobleme) mit dem eminent literarischen Titel „Es geht um dein Leben“. Inhalt, Ausführung und Inszenierung indes sind mehr im Stil der Avantgarde der Ungeübten — so wie wir's vor zehn, zwölf lahren widerspruchslos hinunterschluckten: ambitioniert, extravagant, zweifellos gut gemeint, doch reichlich naiv und dilettantisch. Der mit zahlreichen Preisen bestückte deutsche Nachwuchsautor Helmut Harun (1914) versuchte an Hand einer langweiligen und spannungslosen Auseinandersetzung zwischen Mitgliedern einer jugendlichen Verbrecherbande (wobei es um' „Umlegen“ geht, was dann einer von den lungen doch nicht zuwege bringt) zu beweisen, daß das Leben schöner, lebenswerter und ethischer ist, als er es eingangs geschildert hatte. Somit ist das, was er uns zu sagen hat, schön und richtig — aber wie er es sagt, ist nicht eindrucksvoll, eher peinlich. Es spielen: Kurt Sobotka, Wolfgang Gasser, Karl Dobravsky, Helmut Sigmund. Egbert Greifeneder. Lydia Weihs und Maria Demar. Regie: Max Friedmann; Bühnenbild: Robert Hofer-Ach.

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Was das „Große Abc“ von Pagnol für eine Komödienbühne odei für ein Boulevardtheater, ist Wilhelm Semmelroths „Kleines Abc“ für ein musikalisches Brettl oder für ein Kellertheater, wenn man dort so tut, als ob man ein musikalisches Brettl wäre. Mithin ist diese amüsante, in Kabarettszenen aufgelöste Geschichte dreier armer, aber fröhlicher Schlucker, die eine ebenso reiche wie sehnsüchtige „Dame aus bester alter Familie“ einfangen wollen, wie einen bunten und überdies nahrhaften Paradiesvogel, zwar nicht ganz am zweckentsprechendsten, aber immerhin an einem geeigneten Ort, wohin man sich unterhalten gehen kann, ohne enttäuscht zu werden. Drei sehr nette, humorbegabte junge Schauspieler - Georg C o r t e n, Joe Trümmer und Alexander Wagner — bieten ein amou-röses, possierliches kabarettistisches Märchenspiel mit Charme und satirischem Witz, mit Chansons und Aphorismen üb-r die obligate Liebe und allerlei Illusionen von einer armen, höchst romantischen kleinen und einer großen, sorgenfreien Talmiwelt mit einem leichten Trend zum Nachtgeschäft. In den weiblichen Hauptrollen: Helene Arcon und Elfriede Rammer. Das duftige Zuckerbäckerbühnenbild besorgte Helmut Schmeiser, die Regie führt Jörg Buttler; am Flügel Herbert Prikopa.

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