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NDP in Kinderschuhen

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Noch steckt die neue NDP in den Kinderschuhen, noch ist alles provisorisch. Sechs Leute setzten sich hin und gründeten eine Partei, denn ursprünglich gab es nur sechs NDP-Mitglieder — nun ja, vor mehr als 40 Jahren waren es in München auch nur sieben. Vorläufige Obmänner (Parteivorsitzende) der österreichischen Nationalen sind der 26 jährige Tiroler Student Rudolf Watschinger und der wenig ältere Salzburger Angestellte Armin Hauser. Wirklichen Einfluß haben jedoch andere, so Dr. Würl und Dr. Norbert Burger. Bundessprecher Würl: „Burger ist ein ehrenwerter, hochangesehener Mann. Wir weisen ihm nicht die Tür, weil er vor Gericht steht. Im übrigen hat er wie ich nur beratende Funktion.“ Man könnte sich vorstellen, daß dieser „Berater“ eines Tages die NDP in die Hand bekommen könnte.

Eine größere NDP-Organisation gibt es bisher nur in Tirol, Oberösterreich und in Wien, Ansätze auch in Niederösterreich. NDP-Sitz ist Innsbruck. „Wir sind durch die Vorgänge in der deutschen NPD gewarnt und in der personellen Auslese überaus vorsichtig. Wir wollen langsam wachsen“, umreißt Würl die organisatorische Marschroute der Partei. Einige hundert Bewerbungen lägen schon vor, doch sei darüber noch nicht entschieden. Der Beitritt allein genüge nicht, jeder Kandidat müsse ein Mitglied oder einen anderen Aspiranten als Bürgen bringen. Gesucht würden Leute, die nicht nehmen, sondern Opfer bringen wollen. Die NDP wird von ihren Mitgliedern mehr Geld fordern als die Sozialisten (zehn Schilling monatlich).

Geld von der deutschen NPD, wie behauptet? Der Mann im Trachtenanzug mit grünen Aufschlägen bestreitet entschieden. Seine Partei sei auch —wie ebenfalls in Österreich behauptet — kein Anhängsel der bundesdeutschen Kreation, („Und wenn irgend jemand behauptet, wir seien Neonazis, dann klagen wir.“) Er kenne nicht einmal Thielen oder Thadden. Doch werde ein Meinungsaustausch kommen. „Weitgehende Ubereinstimmung, weil die Politik der NPD in erster Linie auf das deutsche Volk orientiert ist.“ Würl bedauert die NPD-Spaltung, sagt der deutschen Rechten jedoch weiteren Aufstieg voraus. Mit scharf neu-dieutschem Blick meint der sonst im Gespräch sachlich-freundlich wirkende Mann, erst jetzt, da sich eine Partei gegen die „20jährige Diffamierung“ wende, werde Deutschland „ ... wieder gehört“. Und von der Teilung Deutschlands seien die NPD-Mitglieder persönlich betrof-tem, als „deutscher Staat“ solle Österreich die Wiedervereinigung möglichst unterstützen.

Ihre erste Feuerprobe wird Österreichs „nationale Rechte“ bei den oberösterreichischen Landtagswahlen am 22. Oktober haben — wenn sie kandidiert. Dabei spiele vor allem die Finanzierung eine Rolle. Politische Kreise Österreichs betrachten die Aussichten der neuen Partei mit Skepsis. Würl, der 1966 aus der Freiheitlichen Partei ausgetreten ist, weil sie ihm zu „liberal“ war („Damit kommt man nicht weiter, zumal in Österreich...“) und er mit dem Parteichef Peter Differenzen hatte, sieht dagegen gute Chancen für die NDP. Man hofft auf Zuzug aus dem FPÖ- und ÖVP-Lager, selbst auf junge Arbeiter, kurz auf alle, die sich als „deutschbewußte Österreicher“ fühlen und auch dazu offen bekennen wollen. Auf die Frage, ob ein Jude NDP-Mitglied werden könne, erwiderte der Bondessprecher: „Wenn er sich als Deutscher bekennt, ja.“

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