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Vom jüdischen Lehen im Deutschland nach Auschwitz

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Ver 1957 in München geborene deutsch-jüdische Regisseur, Dramaturg und durnalist Richard Chaim Schneider hat ein sehr subjektives und kritisches Buch ber das jüdische Leben im heutigen Deutschland geschrieben.

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Ver 1957 in München geborene deutsch-jüdische Regisseur, Dramaturg und durnalist Richard Chaim Schneider hat ein sehr subjektives und kritisches Buch ber das jüdische Leben im heutigen Deutschland geschrieben.

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Der Autor versteht seinen Bericht und seine Sozialisation als durchaus exempla-sch für seine Generation. E be-:hreibt, mit welch schlechtem •ewissen und inneren Schuldge-ihlen die Wiederbegründung jü-ischer Gemeinden im Nach-riegsdeutschland, die anfangs och dazu von ausländischen jüdi-:hen Organisationen heftig abge-:hnt wurde, nach der von den leutschen durchgeführten Shoah, egonnen hatte. Er attackiert die erlogenen Phrasen von der eutsch-jüdischen Symbiose und er Versöhnung und beschreibt ie Verletzungen durch den wie-er auftretenden Antisemitismus, ich durch die Linke, in der er ch anfangs beheimatet fühlte. Besonders moniert Schneider ie mangelnde innerreligiöse reativität und Auseinanderset-mg mit den Entwicklungen des identums im 20. Jahrhundert, ach seinem Bericht versagten ie deutschen Gemeinden völlig, wenn es darum ging, jüdische inder dem Judentum nahezuringen”. Trotzdem lebten sie olz und bewußt als Juden in, wie Schneider wörtlich schreibt, Gemeinden mit demoralisierenden und chaotischen Zuständen und unter dem seelischen Druck als Kinder von Überlebenden. Sie wuchsen auf ohne adäquate jüdische Erziehung, ohne das geistige Handwerkszeug der Ahnen, in erstarrten, formell orthodoxen Gemeinden, in der niemand mehr die Kraft oder das Interesse hat,

„ein neues Judentum zu kreieren”, aber mit einer Sehnsucht nach gelebtem jüdischen Leben.

Auch die Existenz des Staates Israel konnte hier nicht wirklich helfen; Schneiders wiederholte Anläufe, in diesem vom europäischen Judentum immer abgekoppelteren Land zu leben, sind gescheitert. Ebenso mißlungen ist, wie er offen schreibt, sein Versuch, orthodox zu leben. Überhaupt spiegelt seine Geschichte die Zerreißprobe des heutigen Judentums zwischen Orthodoxie, Reform und drohender Assimilation und Säkularisierung.

Auch wenn das in einem bitteren, aber nicht aggressiven Ton geschriebene Buch die angesprochenen Probleme nur als Erfahrungsbericht, weniger als geistige Auseinandersetzung beschreibt, so ist es doch ein aufschlußreiches und authentisches Zeugnis der inneren Situation des heutigen deutschen Judentums, das in sehr vielem an die Lage in Österreich erinnert.

Wm ZWISCHf.NWI.tTEN. Ein judisches IjM Leben im heutigen Deutschland.

I du Richard Chaim Schneider.

Kindler Verlag, München 1994. Wm 318 Seiten, öS 297,-.

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