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ANRUFE DES GEISTES. Essays — Beden — Erinnerungen. Von Felix Braun. Vertat Styrla, Graa — Wien — Köln. Leinen. 165 Seiten. 72 S.

Nicht nur in Österreich und im gesamten deutschen Sprachraum, sondern auch in ganz Europa und in vielen Ländern anderer Kontinente gedachten am 4. November alle jene, die um die bedeutsame Sendung des Dichters als eines Künders unzerstörbarer Werte gerade in unserer Epoche wissen, des Österreichers Felix Braun, der an diesem Tag seinen 80. Geburtstag beging. Bewegte Zeiten hat Felix Braun, der mit dem Literaturpreis der Stadt Wien, dem Großen österreichischen

Staatspreis, der Stifter-Medaille und mit dem Grillparzer-Preis ausgezeichnet wurde, durchlebt. Vorerst war er in Wien, seiner Vaterstadt, als Schriftleiter tätig, dann lehrte er als Privatdozent deutsche Literatur in Palermo und Padua. 1939 fand der Dichter nach gefahrvoller Reise Zuflucht in England, 1951 kehrte er in seine Heimat zurück. Felix Braun hat sich ebenso als Lyriker und Erzähler wie als Dramatiker und Essayist hervorgetan. Sein weitgespanntes Scharfen bezeugen unter anderen die Gedichte „Viola d'amore“, das Drama „Rudolf der Stifter“ und die Autobiographie „Das Licht der Welt“, die als Dokumentation einer aus den Fugen geratenen Zeit bezeichnet werden kann.

In dankenswerter Weise hat nun der Styria-Verlag zum Ehrentag Felix Brauns unter dem Titel „Anrufe des Geistes“, Essays und Reden dieses großen Österreichers herausgebracht, die dessen sonnige und trübe Tage aufs neue erstehen lassen und uns an den Erfahrungen und Anschauungen eines vom Geist der Nächstenliebe beseelten Dichters Anteil gewähren.

In der „Rede an die jungen Künstler“, befaßt sich Felix Braun mit dem Problem der Schönheit und Harmonie in allen Bereichen der Kunst und sagt: „Kunst will das Abbild der Welt schaffen, sie ist pflngstlich, denn sie sieht die Flamme des Geistes nicht nur in den Sternen oder in den Rosen, sondern auch im geringsten Halm und Stein.“ In den folgenden „Der Vergleich in der Dichtung“ betitelten Ausführungen weist Braun, der Weggefährte Hofmannsthals, darauf hin, daß dem Künstler im Gegensatz zum Wissenschaftler die Synthese aufgetragen ist. Von den weiteren Essays seien „Palermo“, „Dank an England“ und die „Heimkehr-Rede“ hervorgehoben. In der Darlegung „Das Menschenantlitz in der Kunst“ wärmt Felix Braun vor den Gefahren des Kollektivismus. Der Künstler darf sich, erklärt der Diohter, in der Welt der allbeherrschenden technischen Zivilisation nicht verlieren, denn künstlerisches Schaffen ist nichts anderes, als verantwortungsbewußtes Ringen um die Elbenbildschaft Gottes.

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