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Die Bahn hat Zukunft

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DAS GURKTAL UND SEINE BAHN. Von Dr. Alfred Niel. Verlag Carinthia, Klagen- fnrt, 1964. 64 Seiten, 29 Photos auf Kunstdruckpapier. Preis 50 S.

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DAS GURKTAL UND SEINE BAHN. Von Dr. Alfred Niel. Verlag Carinthia, Klagen- fnrt, 1964. 64 Seiten, 29 Photos auf Kunstdruckpapier. Preis 50 S.

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Dieses Bändchen über das Gurktai und dessen schmalspurige Bahnlinie hat ein Eisenbahnfreund geschrieben. Beruflich ist er weder mit der Eisenbahn noch mit dem Gurktai verbunden; beide hat er in erholsamen Urlaubstagen schätzen und lieben gelernt und erzählt uns deren Geschichte. Wir werden daran erinnert, wie zäh die Gemeinden zur Zeit der Jahrhundertwende um „ihre“ Lokalbahn gekämpft haben, denn ein Ort ohne Bahnanschluß blieb vom wirtschaftlichen Aufschwung ausgeschlossen. Bahnlose Gemeinden stagnierten wirtschaftlich oder schrumpften sogar. Niel bringt überdies ein beachtliches Beispiel für die psychische Bedeutung einer Bahnverbindung: in Straßburg, nordöstlich von Gurk, ist das „Zug- schaun-gehn“ Tradition; die Einheimischen gehen auf den Bahnhof, um in der Zugabfahrt die Verbundenheit mit der weiten Welt zu erleben.

Wie viele andere Eisenbahnfreunde, sieht Niel in einer Lokalbahn allerdings weniger ein Wirt- schaftsuntemehmen, sondern mehr ein liebenswertes Spielzeug, dessen ..Romantik“ man genießen möge, solange die Bahn uns „noch“ erhalten bleibt. Er findet sich offenbar damit ab, daß sie früher oder später still-

gelegt wird. Dieser Einstellung muß man scharf entgegentreten. Eine angebliche Unwirtschaftlichkeit rechtfertigt keine Bahnstillegung. Der Straßenverkehr und der Postautobusbetrieb sind für den Staat auch defizitär, nur fällt dies weniger auf, weil dieses Defizit im Gesamtbudget des Staates untertaucht. Bisher hat sich immer gezeigt, daß eine Autostraße nie eine Bahnlinie vollwertig ersetzen kann, und Stillegungen haben den Anrainern immer schwere Einbußen in der Verkehrsbedienung gebracht (Salzkammergut, Hirschwang), der Verkehr ist organisatorisch ins Postkutschenzeitalter zurückgefallen. Modem ausgestattete Schmalspurbahnen, wie etwa in der Schweiz, sind jedem Autoersatz weit überlegen und haben durchaus eine Zukunft. In der Schweiz werden derzeit sogar mit großem Aufwand zwei neue Schmalspurbahnen gebaut, weil sich der Autobusverkehr als unzulänglich erwies.

Der Verlag hat dieses Büchlein graphisch sorgfältig und geschmackvoll gestaltet; auf den Kunstdruckseiten kommen die umsichtig ausgewählten Bilder gut zur Geltung (nur könnten sie etwas größer sein) und werden jedem, der das Gurktai oder die Eisenbahn liebt, Freude bereiten.

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