Der Herbst des Patriarchen

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Man mag über die Monokultur, aus der die heimische Medienlandschaft besteht - zu Recht - jammern: Die Einmaligkeit etwa des Krokufellwaz-Konglomerats wird Österreich noch lange eine Eintragung im Buch der Medienrekorde sichern.

Man mag mit ebensolcher Berechtigung darüber jubeln, dass in Österreich - also im wahrscheinlich letzten Winkel Europas - mit der Lizenzvergabe an den Sender ATV endlich terrestrisches Privatfernsehen versucht wird (am wirtschaftlichen Erfolg desselben zweifeln nach wie vor viele).

In Wirklichkeit handelt es hierzulande aber bloß um die Peanuts. Ums große Geld geht es da schon nördlich der hiesigen Grenzen, besser gesagt: um astronomische (Fehl-) Beträge.

Mit mehr als 5,7 Milliarden Euro (beinahe 80 Milliarden Schilling) stehe das Medienimperium der deutschen Kirch-Gruppe (zu der unter anderem die Privat-TV-Sender Sat.1, ProSieben, Kabel 1, Premiere World gehören) bei den Banken in der Kreide, beziffert der Spiegel die Malaise, weitere 2,8 Milliarden Euro (rund 40 Milliarden Schilling) wären - weiß das Hamburger Nachrichtenmagazin - im laufenden Jahr als Zahlungen fällig.

Zu allem Überfluss ist zwischen dem Printriesen Springer-Verlag, dem größten Zeitungshaus Europas, und dem Kirch-Reich ein Krieg der Konzerne ausgebrochen, wobei pikanterweise beide Mediengiganten seit Jahren miteinander wechselseitig verflochten sind.

Das Ganze hat natürlich immense politische Bedeutung: Leo Kirch, der bayerische "Filmhändler", könnte auch für den Bayern Edmund Stoiber zum Mühlstein werden, der den frisch gebackenen Kanzlerkandidaten der CDU/CSU in den Strudel zieht.

Hierzulande, so behaupten Politpropheten jedenfalls, kann der Medienmogul Hans Dichand, eine politische Karriere - wg. unbotmäßigen Verhaltens - beenden (Wolfgang Schüssel versucht sich gerade im Beweis des Gegenteils).

In Deutschland ist es dagegen umgekehrt: Da könnte, so dortige Auguren, ein stürzender Medienpatriarch die ihn stützende Polit-Szene mit in den Abgrund reißen. Otto Friedrich

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