Eine gefallene Entscheidung

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Auch der Furche-Kommentator prophezeite vor drei Wochen, daß das Ergebnis der ORF-Generalskür so sein würde, wie es war: Gerhard Weis lenkt also mit 11. Oktober die Geschicke der heimischen Medienanstalt auch ex offo ("gut informierte" Quellen apostrophierten ihn ja schon seit dem Abgang von Programmchef Josef Andorfer zu RTL2 als eigentlichen "Macher" des ORF).

Niemand möge sich jedoch viel darauf einbilden, daß die Wahlprognose eintraf. Denn einmal mehr ist zu konstatieren, daß das ganze Ambiente keine Sieger zurückließ - und in der nationalen Anstalt sich nicht wirklich ein zukunftsorientierter Aufbruch abzeichnet. Übrig blieben - wie so oft - viele Verlierer. Nur eine unvollständige Aufzählung: * Kurt Bergmann. Der zur Zeit jenseits des Semmerings wirkende ORF- und ÖVP-Haudegen mußte einsehen, daß "Last minute" zwar in der Reisebranche eine einträgliche Marktnische ist, beim diesjährigen ORF-Kandidatenringen aber ganz und gar ungefragt blieb.

* Die ÖVP. Es gehört schon fast geniales politisches Ungeschick dazu, sich (auch angesichts von zwei bis drei bürgerlichen Kandidaten) so zu fesseln, daß für innovative Lösungen kein Spielraum mehr bleibt und auch die theoretisch mögliche Verlängerung des Wahlvorgangs bis in den Jänner nicht geschieht, weil dies die Verheerung nur vergrößert hätte: Zumindest nach außen hin erscheint die ÖVP als von der SPÖ im Einklang mit den meisten Medien Vorgeführte (als ob das CA-Debakel, die 0,5-Promille-Debatte, der NATO-Streit usw. nicht schon genug Lehren böten).

* Peter Radel. Der Zurückgezogene mußte während der Kandidatenhatz Tag für Tag erleben, was es heißt, von der ÖVP favorisiert zu werden. Jeder künftige Chancenreiche wird sich hüten, sich von derartigen "Freunden" an die Brust nehmen zu lassen. Daß Radel unter seinem Wert geschlagen wurde und mit dem Stigma, ein Fossil aus der Mediensteinzeit zu sein, leben mußte, war auch eine Folge der (milde gesagt) unausgeglichenen Behandlung durch die Presse. Konkurrent Weis konnte sich einer viel gewogeneren Berichterstattung erfreuen.

Doch auch der Wahlsieger, auf dem nun alle möglichen Hoffnungen ruhen, ist kein strahlender. Ebenfalls nicht der ORF selbst: Auch nach der ausgestandenen Schlacht steht die Zukunft der Anstalt weiter auf dem Spiel.

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