Heiligkeit zum Heulen

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Bob Hoskins als Hauptdarsteller, Ennio Morricone als Komponist der Musik: Was kann in der Filmbiografie "Papst Johannes XXIII." da noch schiefgehen?

Er wurde von den Römern "Papa buono", der "gute Papst" genannt und gehört zu den Lichtgestalten der katholischen Kirche des 20. Jahrhunderts: Nun nimmt sich unter der Regie von Ricky Tognazzi ein italienischer Film Johannes' xxiii. an und bringt - pünktlich zum 40-Jahr-Jubiläum des Endes des ii. Vatikanums - den Konzilspapst ins Kino und wieder in Erinnerung: Bob Hoskins spielt den korpulenten Prälaten ab dem Zeitpunkt, als er Apostolischer Delegat in der Türkei ist und jüdische Kinder vor den ns-Schergen rettet. Musikalisch steuert Ennio Morricone, also auch kein Nobody, das audiophone Kolorit bei. Was aber herauskommt, ist eine süße Heiligenvita, die die Tränendrüsen bedient. Ein abgrundtief herzensguter Mensch tritt da entgegen, der die bösen Nazis in Istanbul (unter Mithilfe des greisen deutschen Botschafters Franz von Papen) ebenso austrickst wie die intrigant-unwilligen Kurienkardinäle, die das Konzil verhindern wollen.

Irgendwie historisch will der Film sein, doch die beiden Freunde des Roncalli-Papstes darin (Kurienkardinal Carcano und der Häretiker Catania) sind Kreationen des Drehbuchs: Anhand dieser erfundenen Geschichte dreier Freunde aus dem Priesterseminar und anhand historischer Fakten wird eine Heiligenlegende gestrickt, die von der Leinwand trieft. Schade, denn wie notwendig wäre eine Auseinandersetzung mit dem wirklichen Johannes xxiii. in der gegenwärtigen Kirchen-Zeit! Etwa über den spitzbübischen Humor, von dem die in Buchform erschienen Roncalli-Biografien berichten (etwa über sein an sich selbst gerichtetes Wort: "Angelo, nimm dich nicht so wichtig!"). Aber der Papa Roncalli dieses Filmes ist heilig, heilig, nichts als heilig. Und lässt dies den Zuschauer bis zur Unerträglichkeit spüren.

PAPST JOHANNES XXIII. - Für eine Welt in Frieden. I 2004. Regie: Ricky Tognazzi. Mit Bob Hoskins, Carlo Cecchi, Roberto Citran. Verleih: Einhorn. 103 Min.

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