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Wir sind einiges gewohnt. Zumindest was einen österreichischen Publizisten namens Kurt Dieman betrifft: Die Anzahl der Bekehrungen (oder: Kehrtwendungen?) dieses Kollegen ist jedenfalls rekordverdächtig. Einstmals als Anhänger Bruno Kreiskys unterwegs, wandte sich Dieman der extrem-katholischen Zeitung Der 13. zu. Als rühriger Fernsehfilmmacher über den Wiener Kardinal Hans Hermann Groer (lange vor dessen Kalamitäten) ist er uns ebenso in Erinnerung wie als Mist-Ablader vor dem Wiener Burgtheater (wegen Thomas Bernhards "Heldenplatz").

Vor einiger Zeit fiel Dieman im 13. durch Beschimpfungen von Homosexuellen auf (diese seien "Ratten" die jetzt aus ihren Löchern kämen, man sollte sie "geschlechtsspezifisch" mit "Peitsche oder Ochsenziemer" zurechtweisen). Im Zuge der darauf folgenden gerichtlichen Auseinandersetzung, in die der 13. wegen dieser Ausfälle geriet, kam es zum Bruch: Nach Meinung Diemans gab der 13. den Homosexuellen gegenüber vor Gericht klein bei - und so verließ der Berserker unter Österreichs Publizisten grollend das Flaggschiff des Ultrakatholizismus.

Gott sei Dank sprang ein anderes feines Blatt in die Bresche, und Dieman konnte seine Philippiken fortan im neurechten Organ Zur Zeit fortsetzen. Allerdings nicht allzu lange: Diesen Sommer ließ Kolumnist Dieman Zur Zeit hinter sich - wie üblich war die Trennung schmerzlich. Kurz gesagt: Dieman kam mit der Ideologie des Blattes nicht zu Rande. Dass in Zur Zeit eine gefährliche Grenze nach rechts immer wieder überschritten wird - uns wundert's nicht, aber jetzt weiß es auch Kurt Dieman.

Der Streitbare gibt weiterhin Zeugnis davon: So fanden wir im jüngsten Kathpress-Info-Dienst einen Originalbeitrag Diemans, wo er den Kärntner "Kulturbeauftragten" und Zur-Zeit-Chef Andreas Mölzer der "plump getarnten Anschlusspropaganda" zeiht. Dieman bezieht sich dabei auf ein bereits 1991 erschienenes Mölzer-Buch, in dem er Deutschtümelei und Vereinigungssehnsucht (Österreichs mit Deutschland, natürlich!) ortet.

Es freut uns, dass auch ein "gelernter Österreicher" (unter dieser Bezeichnung firmierte Dieman in seiner Zur Zeit-Kolumne) erkennt, dass mit (neu)rechter Ideologie kein Staat zu machen ist. Noch mehr freute uns, könnte Dieman auch andere Angehörige seines Lagers von dieser - späten - Erkenntnis überzeugen.

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