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Bürgeraktion

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Erwacht ist das breite öffentliche Interesse für dieAktivitä-ten des ORF-Experten und SPÖ-Mitgliedes Prof. Kurt Dieman mit dem Abdruck einer seiner Reden im Rahmen des 7. österreichischen Kulturgesprächs in Klagenfurt 1976 in der FURCHE. Unter dem Titel „... wie ein Bauchladen“ (FUR-CHENr. 5/31. Jänner 1976) standzu lesen: „Ich werde die Macht, wo immer sie sich schädlich auswirkt, auch weiterhin unter Störfeuer nehmen.“

Das Störfeuer des von seinen Genossen ungeliebten Sozialisten Dieman nimmt wieder zu: In den „Katakomben“ des Wiener Cafe Landtmann traf sich kürzlich eine Reihe prominenter Rundfunk-Kritiker, darunter auch angesehene ORF-Mitarbeiter. Eine Bürgerinitiative ist im Entstehen. Vorläufiger Titel: „Bürgeraktion freies Fernsehen.“

Was Kurt Dieman mit dieser Bürgerinitiative bezweckt: „Es herrscht breiter Unmut über das schlechte Programm; die Leute sind mit der Unterhaltungsflut nicht mehr zufrieden: Der Unterhaltungs-Kanzler hat mit seinem Unterhaltungs-ORF Schiffbruch erlitten.“

Just am 18. Mai, dem Vortag des großen Bundesparteitages der SPÖ, will Dieman in Wien sein Proponen-ten-Komitee vorstellen, das fortan bis zu den Nationalratswahlen ein Unruhepotential in Sachen Medienpolitik darstellen soll. Die Mitglieder dieses Komitees sollen zweierlei signalisieren: Den Kampf ge-

gen den ORF-Zentralismus durch Beteiligungen aus allen Bundesländern und den Kampf gerade^e-ner Schichten, die Kreisky auf ein Stück Weges eingeladen hai: Liberale und Katholiken, ja^auch Sozialdemokraten.

Der Zeitpunkt für öffentliche ORF-Unmuts-Bekundungen scheint Dieman derzeit günstig: Die ORF-Wahlen stehen bevor, der KabeVZug ist im Begriffe abzufahren, eine Reihe von Landtagswahlen und auch die Nationalratswahlen stehen vor der Tür.

Zu den- Zielen der neuen Die-man-Initiative zählt auch der Kampf gegen das ORF-Monopol: „Das Monopol ist für die Meinungsfreiheit gefährlicher als eine von manchen befürchtete zu große Freiheit.“

Die Sozialisten haben mit Dieman freilich keine Freude. Im Zuge seiner Vortragstätigkeit hat es Dieman

in letzter Zeit auf nicht weniger als acht Gerichtsverfahren gebracht. Kläger sind die Arbeitsgemeinschaft für staatsbürgerliche Information, die das regierungsnahe TOP herausgibt, der Staatsoperetten-Verfasser ■ Franz Novotny, Sinowatz-Sekretär Hans Pusch und die SPÖ-Kuratoren im ORF von Karl Blecha bis Alfred Stingl.

Früher verstand man sich besser, meint Dieman. Aber da war auch im SPÖ-Medienpapier noch von Vielfalt die Rede: „Davon ist man aber abgerückt, seit der Machtteufel in Gestalt der betonierten Mehrheit in die Sozialdemokraten eingefahren ist...“

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