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REQUIEM FOR A DREAM - Requiem for a dream

Sara nimmt Diätpillen, um für einen Auftritt in einer Fernsehshow hübsch zu sein; ihr Sohn Harry steigt zusammen mit seinem Freund Tyrone ins Drogengeschäft ein, um seiner Freundin Marion einen Designershop finanzieren zu können. Für jede der vier Figuren endet ihre Drogensucht mit einem Desaster. Mit vielen formalen Spielereien wird eine immer bedrückendere Atmosphäre erzeugt, die Einsamkeit der Figuren, die an der Erfüllung ihrer Träume scheitern, ist greifbar. Seine Konstruiertheit merkt man dem Film allerdings an. OmU. Ab 16.

Sara möchte in einer TV-Show auftreten und beginnt eine Hungerkur, um wieder in ihr schönes rotes Kleid zu passen. Mit einer herkömmlichen Diät wird sie nicht schnell genug dünner, also lässt sie sich Pillen verschreiben, durch die sie kein Hungergefühl hat. Ihr Sohn Harry will für seine Freundin Marion genug Geld auftreiben, damit sie ein eigenes Geschäft für ihre Designerkleider aufmachen kann; zusammen mit seinem Freund Tyrone, der "es schaffen" will, steigt er ins Drogengeschäft ein.

All das endet katastrophal: Sara gewöhnt sich an die Uppers und Downers und beginnt, die Pillen durcheinander zu nehmen, um deren Wirkung noch zu spüren. Sie wird in völlig verwirrtem Zustand von der Polizei aufgegriffen, im Krankenhaus wird sie zwangsernährt und bekommt Elektroschocks. Harry und Marion nehmen immer härtere Drogen und bekommen Geldprobleme. Marion prostituiert sich, um an Stoff zu kommen; Harrys aufgestochener Arm muss amputiert werden; Tyrone landet im Gefängnis.

Nicht nur ein Traum wird hier also zu Grabe getragen; man sieht zu, wie vier Menschen an sich selbst scheitern und am Ende einsam sind. Die Chronik dieses Scheiterns ist in drei Abschnitte geteilt: "Sommer", "Herbst", "Winter". Der Jahreszeitenmetaphorik entsprechend wird das Geschehen immer bedrückender. Vieles, was zum Gelingen der Misere beiträgt, ist dabei nur am Rande präsent, etwa der soziale Aufstieg Saras, die nach Bekanntwerden ihres bevorstehenden Fernsehauftritts unter ihren Nachbarinnen im wahrsten Sinne des Wortes den besten Platz an der Sonne hat, oder die Beiläufigkeit, mit der Sara im Krankenhaus das Essen hineingezwungen wird.

Die Geschichte ist rund um Sara und ihren Sohn Harry konstruiert: Nur in einer Szene, dem zentralen Punkt des Films, sieht man beide zusammen: Harry kommt nach Hause, wird mehrfach von seiner Mutter umarmt, er macht ihr ein Geschenk, die beiden reden miteinander. Die Kamera beobachtet hier ruhig, wie sich Harry wegen der Diätpillen Sorgen um seine Mutter macht und wie Sara bekennt, dass sie einsam ist. Sonst sieht man die beiden nur in Saras Halluzinationen beieinander; in der Eingangssequenz werden sie durch eine Zweiteilung der Leinwand und Beobachtung aus unterschiedlichen Perspektiven getrennt. Überhaupt macht Regisseur Aronofsky die ungewohnte Kameraperspektive zum durchgängigen Stilmittel, er arbeitet mit Zeitraffer und Zeitlupe oder auch beispielsweise mit Fisheye, um Saras Desorientierung zu verdeutlichen. Um den wiederholten Drogenkonsum darzustellen, werden einzelne Details diesbezüglicher "Arbeitsschritte" in einer stakkatoartigen Schnittfolge montiert. Details werden auch andernorts zelebriert und in voller Größe ins Bild gerückt: Das Wörtchen "no" in Saras Diätbuch, ein Papierflugzeug, die Telefonnummer eines Dealers. Lacher, die zunächst bisweilen durch solche und andere Kunstfertigkeiten evoziert werden, bleiben mit Fortdauer des Films jedoch im Halse stecken.

Insgesamt ein eindrücklicher Film, dem man allerdings anmerkt, wie sehr er bis ins letzte Detail konstruiert worden ist. Für Fans formaler Spielereien muss das kein Nachteil sein.

USA 2000 - Produktion: Artisan Entertainment/Thousand Words - Produzent: Eric Watson, Palmer West - Verleih: Einhorn - Länge: 102 Min. - Regie: Darren Aronofsky - Buch: Hubert Selby Jr., Darren Aronofsky, nach einem Roman von Hubert Selby Jr. - Kamera: Matthew Libatique - Schnitt: Jay Rabinowitz - Musik: Clint Mansell, Kronos Quartet - Darsteller: Ellen Burstyn, Jared Leto, Jennifer Connelly, Marlon Wayans, Christopher McDonald, Louise Lasser, Sean Gullette - BBWK: nicht eingereicht - Prädikat: nicht eingereicht

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