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75 Jahre Raimundtheater

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Das einzige Privattheater Wiens, hinsichtlich seines treuen Publikums mit Recht „Familientheater“ genannt, feiert seinen 75. Geburtstag mit elegischen Rückblicken auf die schweren Zeiten, die es durchmachen mußte, und die Wahl des „Bettel- studenten“ ist vielleicht nicht ganz ohne Beziehung. Daß es trotzdem einen fröhlichen Geburtstag feiern kann, ist ein Beweis seiner unverwüstlichen Lebenskraft und ein noch schönerer des Zusammenhaltens seines künstlerischen und technischen Personals, auf das mit vollem Recht ein Ordensregen niederfiel. Die Ernennung des Direktors Rudolf Marik zum Professor (man möchte ihn fast „Durchhalteprofessor" nennen) wurde wie alle anderen Auszeichnungen vom Publikum mit lautem Beifall begrüßt. Nach Ansprachen von Frau Stadtrat Gertrude S an finer in Vertretung des Bürgermeisters und Ministerialrat Doktor H ärtl in Vertretung des Unterrichtsministers (beide Behörden haben durch entscheidende Zuwendungen die weitere Existenz des Theaters gesichert), ging als Festvorstellung Carl Millöckers Operette „Der Bettelstudent" in Szene (Uraufführung 1882). Die Bühnenbilder von Ferry Windberger, die Inszenierung von Walter K o chn e r, Ger dagos Kostüme und Rein Estes Choreographie waren voll netter und humoriger Einfälle und zu schöner Einheit gestaltet, zur Freude des Publikums, der es wiederholt spontanen Ausdruck gab. Das gleiche gilt von den allerdings unterschiedlichen Leistungen der Darsteller. Wanda Kobier ska als Gräfin und ihre beiden Töchter G aby Fehling und Eleonore Schwarz waren gleich hübsch in Erscheinung, Spiel und Stimme. Henryk Schubert als Gouverneur spielt in voller Breite den richtigen Oberst und Intriganten. In seiner Begleitung fiel der naseweise Cornett Sissy Arnold in kleinster Rolle angenehm auf. Weniger glücklich waren die männliche Hauptrolle des Symon und seines Freundes Janicki; Tonio Bergmeister di Monte wie Ernst Schütz sind Fehlbesetzungen. Dagegen war Ossy Kolmann ein famos getroffener Kerkermeister. Besondere Leistung bot das Ballett mit Trude Köhler und Franz Mui ec an der Spitze. Frisch-fröhlich bei aller Disziplin spielte das Orchester unter Kurt Klippstätter. Lang anhaltender Beifall und viele Hervorrufe belohnten die Ausführenden.

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