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Banal-Deftiges zum Bruchnerjahr

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Schlimmes war zu erwarten von einer im Posthof als Brucknerfest-Auftragswerk vorgestellten Bruckner-Oper mit dem provokanten Titel „Geschnitzte Heiligkeit" - Anton Bruckner und die Frauen, die weg von Anbetung und Glorienschein den Menschen Bruckner entdecken sollte. Es ist (leider) nicht eingetreten, wreil die stoffhungrigen Autoren bei ihrer an sich brauchbaren Idee einer Durchleuchtung von Bruckners Seelenleben der Mut zur Überzeichnung verließ. Vielleicht auch der Geist, denn was ist bei dem neuen Bruckner herausgekommen?

Jedenfalls weder der beabsichtigte Frauenheld, noch Sexprotz, noch Wüst- und Lüstling oder Hurenkäufer. Das Stück des ausgezeichneten (zumindest mit Preisen) Dreierteams Peter Androsch (Musik), Harald Kislinger (Libretto) und Harald Geb-hartl (Inszenierung), übrigens eine mehr als gewagte Einreihung in die Kunstforrh Oper, ist weder eine gute Farce, bessere Groteske noch bestunterhaltende Supershow (als die es auch vorstellbar wäre), und schon gar nicht eine gescheite Persiflage auf die Historie. Denn Bruckners gestörte Beziehung zu Frauen, sein pathologisches Verhalten, seine Zwangsneurosen gegenüber dem schwachen Geschlecht sind ja nicht unbekannt und wären auch mit Beispielen belegbar gewesen. Und wenn schon nicht, auch der neue Bruckner bleibt in bezug auf Frauen im negativen Blickfeld.

In dem äußerst banal-deftigen, auch mit ordinären Ausdrücken operierenden Textwirrwarr haßt Bruckner das Komponieren, er haßt sein Fest, haßt Linz, nicht nur dessen Bürgermeister, den er auf den Arm nimmt, und wird zum Gespött seiner Schüler, der auch versagt, als ihn Niki Lauda (Andre Settembrini) für eine neue Fluglinie vermarkten will.

Aber zur Krönung der Erfindung wird der neue Bruckner schließlich sogar zum Frauenmörder.

Das größte Glück der von vielen Seiten reichlich gestopften Produktion sind die zu bewundernden Ausführenden mit klangvollen Namen: Das von Peter Bündel geleitete Klangforum Wien, das die konzept-und stillose Musik aus Elektronik und Klassik zu ernster Form bringt, der die ungewöhnliche Aufgabe sicher lösende Mozartchor von Balduin Sulzer, das tenorale Multitalent Michael Nowak als Bruckner und die vielgefragte, hochbegabte Anna Maria Pammer als Lisi.

In Sprechrollen mit dabei sind noch Dietmar Bruckmayr und Maria Schwarz. Der mitinszenierte Beifall klappte.

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