Im Bahmen der Halleiner Stadtfestwochen gab es auch heuer eine Fülle guter Veranstaltungen. Theater und Kabarett, Konzerte und Lesungen, Liederabende und Chorkonzerte. Das alles hatte Stil und Niveau. Was aber das Gastspiel des „Nederlands Dans Theaters" betrifft, so kann nur von einer Sensation gesprochen werden. Das Ensemble gastierte mit zehn jungen Tänzern verschiedener Nationen, die der weltberühmten, von Jiri Kylian geleiteten Ballett-Company angehören. Die Musik, nach der sie tanzten, stammt - unter anderem - von J. S. Bach, F. Chopin und W. A. Mozart.
Was war an diesem Gastspiel sensationell? Zunächst die technischen Mittel dieser jungen Leute, von denen jeder einzelne mit seinem Körper machen kann, was er will, sodaß man in den blitzartigen virtuosen Bewegungsläufen mitunter nicht zu sehen glaubt, was man sieht. Was hier an unerbittlicher Trainingsarbeit geleistet wurde und wird, ist für einen Laien überhaupt nicht vorstellbar. Sodann: die Einstellung zur Musik. Hier wird nicht einfach „zur Musik getanzt", hier wird die Musik auch nicht einfach vertanzt, sondern Musik ist ein bewunderter und respektierter, gleichwertiger Partner, mit dem man sich gewissenhaft auseinandersetzt. Hier wird mit Kopf und Herz getanzt - fast hätte ich geschrieben mit Geist - und natürlich mit dem ganzen Körper, von den Fuß- bis in die Fingerspitzen. Jede Nuance ist gefeilt, nichts ist zufällig oder beiläufig, die Gestaltung ist hohe Kunst. Die Ausdrucksmittel vermitteln tiefen Ernst, abgründige Trauer, Verzweiflung, aber auch verspielte Anmut, pointierten Witz, virtuose Vielfalt.
Auch der gute Gruppengeist wird spürbar, der „Stars" nicht nötig hat, weil jeder einer ist. Ein Beispiel nur: die „Sechs Tänze" nach W. A. Mozart, eine tänzerische Parodie, wie aus einem Feuerwerk an parodisti-schen Einfällen - das alles mit Witz und Geschmack. Mozart hätte sich schiefgelacht. Das Publikum feierte das junge Ensemble mit Standing ovations.
