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Vor allem: Mut

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Die neue Linzer Theatersaison begann mit Richard Wagners „Tristan und Isolde“, ein Wagnis an sich. Professor Kurt Wöss, der Wagnerverehrer» zeigte Mut, und das Ergebnis war recht befriedigend. Vom Pult her kam auch eine gültige Wiedergabe, bei der das Lyrische ebenso ausgewogen klang, wie die dramatischen Akzente. Das Bruckner-Orchester und der Chor unter Gerhard Geists Leitung waren ihm eifrige Helfer. Nicht so überzeugend dagegen fand man die Regie Gustav Dehardes, der die großen geistigen Spannungen', die dieses Drama enthält, vttel zuwenig verständlich machte. Die Verdichtung und Verknappung alles Szenischen ist es, die Wieliand Wagner im Tristan so grandios verwirklichte, die aber bei Deharde fehlte. Weit näher dem Neubayreuther Gedankengut kam der Bühnenbildner Heinz Köttel, dessen erstes und letztes Bild jene suggestive Strahlkraft hatten, dlie in der Betonung des tödlichen Verhängnisses liegt. Das zweite Bild hätte etwas mehr spielerische Farbenfreude im Geiste Chagalls vertragen. Das Solistenensemble hielt sich wacker. In Nora Jungwirt fand man eine ideale Isolde. Ihr schön klingendes Organ setzt eich im Dramatischen ebenso wie im duftigen Piano durch. Bei stärkeren Gefühlsakzenten ist sie mit großer Prägnanz da, ihr Vortrag besaß schöne Schaititie-ruugen. Ebenso gültig war Inka Polic als Braragäne. Ihre Stimme sitzt lak-ker und gibt mühelos große Fülle her. Ein Augenmerk auf die Aussprache täte ihr gut. Die ge£ürchtete Tenorpartie sang für den erkrankten Oskar Schimoneck, Walter Geisler. Sein Tristan war stimmlich und musikalisch als Einspringer eine anerkennenswerte Leistung. Für höchste Ansprüche genügt er allerdings nicht mehr so ganz. Sehr üppig im Umfang und in der Struktur bassig und durchwegs angenehm Takao Okamuras König Marke. Mit starkem Ausdruck, jed« Phase miterlebend, sang Günther Gützlaff den Kumewal. Alle übrigen füllten vollauf ihren Platz aus. Die Reaktion des Publikums war, dem Applaus nach zu urteilen, gut.

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