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Ostrowskij in Linz

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Alexander Nikolajewitsch Ostrowskij, der zu den Begründern der national-russischen Theaterkunst gehört, führte die sozialkritische Komödie zu bedeutender Höhe. Er kommt nun in Linz erstmals mit seiner Komödie „Der Wald“ zu Wort, die im zaristischen Rußland etwa 4000mal gespielt wurde und noch heute im Spielplan der russischen Theater steht. Die Inszenierung war Hasso Degner als Gast anvertraut, der die richtige Mitte fand zwischen der etwas langatmigen russischen Komödie und unserer hastenden Zeit, ohne Zerstörung des russischen Kolorits, wofür auch das Bühnenbild Heinz Köttels sorgt. Im Mittelpunkt des Spieles stehen die beiden Wanderkomödianten, der Tragöde Genadij und der Komiker Arkadij, beide abgerissen, aber mit Leib und Seele Schauspieler. Ihre Verkörperung durch Michael Pawlik und Helmut Kraemer läßt keinen Wunsch offen. Elfriede Gollmann bringt als ehrsame, trotz ihrer 50 Jahre übermäßig verliebte Witwe Raissa Pawlowna ein neues Register ihrer großen Künstlerschaft zum Klingen.Jede Geste, jedes Wort ist überlegt und richtig gesetzt. Den beiden Hausfreunden geben Ernst Ernsthoff und Georg Matthes die richtige Note: Köstlich besonders letzterer als schwerhöriger, realistischer, ausgedienter Offizier und Gutsbesitzer. Marino Alsen versteht es, als arme Akisjuscha das Mitgefühl der Zuschauer, aber nicht das des reichen, doch harten „Tantchens“ zu erringen. Ludwig Tiefenbrunner ist ein äußerlich gutmütiger, doch schlauer Holzhändler, Peter Uray sein Sohn, dem man herzlich gönnt, daß er seine Aksjuscha bekommt. Manfred Jaksch gibt dem Alexej Sergejitsch, „dem es nie glückte, das Gymnasium zu absolvieren“, den richtigen dämlichen und arroganten Zug. Eine prächtige Charakterleistung gelingt Norbert Kammil als Hausdiener Karp und am Rande Maria Hanke als Beschließerin Ulita. Das vollbesetzte Haus dankte für Stück und Darstellung gelegentlich schon durch Szenenapplaus, vor allem aber durch einen anhaltenden, starken Schlußbeifall.

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