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Abschied von „Helfer“ Jachym

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Die Nachricht vom Rücktritt des Wiener Erzbischof-Koadjutors Franz Jachym nur zwei Tage nach dem Papstbesuch löste Überraschung aus. Freilich, mit Rom war das längst abgesprochen, der Termin einvernehmlich festgelegt.

Erzbischof Jachym gehört zu jenen Menschen, die es nicht lieben, im Vordergrund zu stehen. Trotzdem hat er das Leben der katholischen Kirche Österreichs in den letzten Jahrzehnten tief beeinflußt.

Jachym hatte die Erzdiözese Wien in einer ihrer schwierigsten Phasen zu führen — zunächst in den letzten Lebensjahren Innit- zers, als er als „Koadjutor“ (Helfer) des Kardinals, dann als Kapitelvikar praktisch sechs Jahre lang die volle Verantwortung trug.

Nach der Ernennung Franz Königs im Mai 1956 unterstützte er fast drei Jahrzehnte hindurch in

vorbildlicher Loyalität Kardinal König in allen Fragen der Diöze- sanleitung. Es war Jachym, der in zähem und erbittertem Ringen mit der Wiener Rathausbürokratie die Schaffung neuer Seelsorgestationen in den Stadtrandsiedlungen sicherte.

Aber Jachym verstand sich nicht nur als „Baubischof“. Mit dem Weißbuch über Staat und Kirche setzte er sich für die Anerkennung des Konkordats von 1933/34 ein. Jachym regte auch zur Überwindung des Priestermangels die Schaffung des Europaseminars in Maastricht an. Mit der kirchlichen Aufbauanleihe schuf er die Möglichkeit zur Finanzierung des Wiederaufbaus.

Erzbischof Jachym entzieht sich den so beliebten Zuordnungen „konservativ“ oder „progressiv“. Sein mit ironischen Glanzlichtern versehener Humor hat schon so manches nach außen prunkvoll erscheinende „ideologische“ Gedankengebäude ins Wanken gebracht.

Eine wohltuende Skepsis gegenüber allzu hochfliegenden Plänen verbindet sich bei ihm mit der Bereitschaft, einmal als positiv erkannte Projekte entschlossen durchzuziehen. In seine Hände hatte Kardinal König auch die Wiener Diözesansynode gelegt.

Moraltheologe, Kirchenjurist, kirchlicher „Manager“ — und gleichzeitig ein Mensch, dem seine tiefe Frömmigkeit geglaubt wird: Auch diese Facette gehört zur Persönlichkeit des Wiener Erzbischof-Koadjutors.

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